Berlin - Intensivmediziner fordern eine unabhängige, repräsentative Bevölkerungsumfrage zum Stand des Impfens in Deutschland: "Das Impfen ist der entscheidende Erfolgsfaktor der Pandemie", sagte Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagausgaben). "Wir müssen alles dafür tun, das Vertrauen in die Impfkampagne zu stärken."

Es sei deswegen wichtig, die vom RKI berichtete Differenz zwischen offiziellen Meldezahlen und Umfrageangaben bei der Impfquote der unter 60-Jährigen schnell durch eine unabhängige, repräsentative Umfrage zu prüfen. "Verlässliche Zahlen sind die Basis für die Akzeptanz der Corona-Maßnahmen", mahnte Marx. Sollte die Impfquote in der Gruppe der 18- bis 59-Jährigen tatsächlich viel höher liegen als gemeldet, "hätten wir gerade mit Blick auf den Herbst eine viel entspanntere Lage". SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält es ebenfalls für möglich, dass die Impfquote in Deutschland unterschätzt wird. Seine Beobachtung sei, dass sich die Impfzentren nicht mehr füllten, sagte Lauterbach den Funke-Zeitungen. "Das kann zwei Gründe haben, eine höhere Impfmüdigkeit oder dass die tatsächliche Impfquote höher ist als allgemein angenommen", sagte er. Beides sei möglich. Laut einer Befragung des Robert-Koch-Instituts scheinen mehr Erwachsene in Deutschland mindestens einmal geimpft zu sein als bislang offiziell erfasst. Der Unterschied ist demnach in der Altersgruppe der 18-59-Jährigen besonders auffällig. Während bei der Umfrage 79 Prozent der Erwachsenen unter 60 Jahren angaben, mindestens einmal geimpft zu sein, waren es laut dem offiziellen Meldesystem nur 59 Prozent.

Foto: Menschen mit Maske (über dts Nachrichtenagentur)

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