Berlin - Der wissenschaftliche Leiter des Intensivregisters der Fachgesellschaft Divi, Christian Karagiannidis, sieht genug Kapazitäten, um eine leichte dritte Corona-Infektionswelle zu verkraften. "Die deutschen Intensivstationen können eine moderate dritte Welle auffangen", sagte er der "Rheinischen Post" (Freitagausgabe).

Eine starke dritte Welle wäre hingegen eine Katastrophe, weil die Zahl der freien Betten derzeit nicht rasch genug steige und das Personal erschöpft sei. "Entscheidend ist, dass die Ansteckungsrate nicht über den sogenannten R-Wert von etwa 1,2 steigt", sagte Karagiannidis. "Das ist etwa die Grenze, danach wird es kritisch, sofern es mit dem Impfen jetzt zügig vorangeht." Um das Impftempo zu erhöhen, forderte Karagiannidis ein Aufweichen der Impfreihenfolge in Hausarztpraxen. "Um die Welle abzuschwächen, helfen am besten viele Impfungen", sagte er. Die Hausärzte müssten jetzt schnell eingebunden werden. "Ich plädiere dafür, dass den niedergelassenen Ärzten bei der Auswahl der Patienten mehr Spielraum jenseits der Prioritätsgruppen gelassen wird", sagte der Intensivmediziner. "Nichts ist schlimmer, als dass Impfdosen am Ende eines Arbeitstages übrig bleiben oder im Müll landen. Dann wäre es besser, wenn der Arzt ihm bekannte Patienten anruft, ob sie spontan zur Impfung kommen wollen", forderte Karagiannidis. Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Mittwochabend bei 0,96, am Vortag waren es 0,97.

Foto: Menschen mit Maske in einer Innenstadt (über dts Nachrichtenagentur)

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