Berlin - Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, fordert zur Lösung des Ukraine-Konflikts eine Beteiligung der USA am Normandie-Format. "Russland scheint aber nur bereit zu sein, mit den USA ernsthaft über die europäische Sicherheitsordnung zu verhandeln. Deshalb wäre es wünschenswert, Amerika - egal ob als direktes oder indirektes Mitglied - am Normandie-Format zu beteiligen", sagte Ischinger den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagausgaben) und der französischen Zeitung "Ouest-France".
Im Normandie-Format verhandeln bislang Vertreter Deutschlands, Frankreichs, der Ukraine und Russlands. Darüber hinaus forderte Ischinger eine Stärkung der Verteidigungsfähigkeit der EU. "Nach der Katastrophe mit der US-Präsidentschaft von Donald Trump müssen die Europäer endlich darüber nachdenken: Haben wir einen Plan B für den Fall, dass in zwei oder drei Jahren ein neuer Donald Trump im Weißen Haus sitzt und die NATO für obsolet erklärt?" Es sei zwingend, dass sich die EU mit der Frage ihrer eigenen Verteidigungsfähigkeit, ihrer außenpolitischen Entscheidungskraft und ihrer militärischen Stärke befasse. Auf die Frage, ob er mit einer Militärintervention Russlands in die Ukraine rechne, antwortete Ischinger: "Allerdings hatte ich in der mehr als 20-jährigen Amtszeit von Putin nie den Eindruck, dass er unbeherrschbare Risiken eingeht." Er halte den Kremlchef nicht für einen "Hasardeur", so der frühere Spitzendiplomat. "Ich kann mir deshalb einen groß angelegten Panzerangriff quer durch die Ukraine nur sehr schwer vorstellen. Es ist aber denkbar, dass Russland ein militärisches Zeichen setzen könnte mit der Botschaft: Moskau meint es ernst mit dem Begehren, dass die Ukraine niemals in die NATO aufgenommen wird."
Foto: US-Flagge (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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