Berlin - Im vergangenen Jahr gab es so wenig Konflikte zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern wie noch nie in den letzten 15 Jahren. Das zeigt der Tarifbericht für 2020 des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), über den die "Welt am Sonntag" berichtet.

Das dafür entworfene Konfliktbarometer zählt durchschnittlich 2,4 Punkte pro Verhandlung - der niedrigste Wert seit Beginn der Berechnung im Jahr 2005. Im Vorjahr gab es im Durchschnitt noch 10,3 Punkte je Verhandlung, auch in der Finanzkrise waren es deutlich mehr (2009: 11,4 Punkte). Je höher der Wert, desto schärfer fiel der Arbeitskampf jeweils aus. Analysiert wurden insgesamt 23 Tarifverhandlungen.

Diese wurden anhand einer Punkteskala bewertet: Für eine Streikdrohung zum Beispiel gab es einen Punkt, für Warnstreiks vier und für flächendeckende Streiks das Maximum von sieben Punkten. "Die Corona-Pandemie hat die Konfliktfreude spürbar gedämpft", schreiben die IW-Forscher Hagen Lesch und Luis Winter. Es habe eine ganze Reihe von Fällen gegeben, in denen sich die Tarifparteien auf dem Verhandlungsweg einigen konnten. Allerdings ist laut Bericht "eher nicht zu erwarten, dass das laufende Jahr noch einmal so harmonisch" abläuft.

Lesch fürchtet zum Beispiel, dass die IG Metall in den Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie auf Tagesstreiks setzen könnte. Diese bedeuteten für betroffene Betriebe schnell Umsatzausfälle in Millionenhöhe. "Das wäre wirklich eine Katastrophe", sagt Lesch. Schließlich litten viele Branchen noch immer unter der Krise, es gebe absolut keinen Verteilungsspielraum.

Foto: Ein Bild aus vergangenen Tagen (über dts Nachrichtenagentur)

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