Hier ein Märchenbeginn zu folgendem Lied:
Das Märchen vom Mittelalter
Zur Zeit der Burgen und Schlösser, der Könige, Prinzen, Hofnarren lebte eine wunderschöne Prinzessin mit Namen Marie Sophie. Alle Minnesänger des Reiches schwärmten für die funkelnden, diamantenen Augen, für das glänzende goldene Haar der Prinzessin, für ihr wundervoll geformtes kindliches Antlitz, das einen Zauber von Wonne in sich barg. Der Hofstaat, die Diener und Bürger des Landes erfreuten sich über ihr engelsgleiches Lächeln, ihren schwerelosen Gang und erzählten, phantasierten von ihrer Aussprache, ihrer Stimme die göttlich und zaghaft schien. Doch nicht alle im Reiche waren erfreut von ihrer Schönheit, Reinheit und eben dem engelsgleichen Auftreten! Der Stiefmutter des Mädchens, einer grausamen, niederträchtigen, rachevollen Herrscherin, missfiel das Wohlwollen, das auf das Mädchen zu strahlen schien, sie hasste die Anbetungen der Jünglinge, die Marie zu etwas höherem emporgehoben hatten. Der König, den sie geheiratet hatte, wusste nichts vom Hass der Stiefmutter zu seiner Tochter, da die Böse ihren Neid und ihre Boshaftigkeit vor ihm gut zu verstecken wusste. Es kam des Öfteren vor, dass die Missgünstige Sophie schlug, oder sie in ihrer Kemenate einsperren ließ, oder ihr durch herzlose Beschimpfungen Selbstbewusstsein und Freude nahm. Marie hingegen traute sich nicht mit ihrem Vater über solch garstige Vorfälle zu sprechen, da dieser seine Königin zu lieben glaubte und durch das Versteckspiel seiner Frau, die Intrige nicht zu bemerken schien, wie schlimm es um das Verhältnis der Stiefmutter zu seiner geliebten Tochter stand. Die Tochter wuchs heran und wurde mit jedem Tag ihrer Reife schöner und schöner und dies störte die hochmütige Frau des Königs, denn mit jedem Erweis ihres Hasses schien ihr Antlitz zu verblassen, zu altern. Marie wurde ganz wie ihre leibhaftige Mutter, was Schönheit betraf, aber auch die Intelligenz betreffend, denn ihre Mutter war gutmütig, stark und zuvorkommend in ihrer Regentschaft gewesen; sie gefiel sich nicht in falschen Idealen, sondern war gegen Unterdrückung und für die Befreiung des armen Bauernvolkes. Der Mutter lag, in der Zeit ihres Lebens auf Erden, das Volk am Herzen, an ihrem Großen und Liebenden, denn sie war durch die geistliche Erziehung ihres Vaters, eines Paters gelehrt worden, dass das Volk der Ursprung allen Glückes auf Erden sei und dieses sollte sie gut lenken, da Gottes Sohn auch nur ein Volksmann, ein Sohn eines armen Zimmermannes gewesen sei. Ihr Vater las ihr im Kindesalter die Geschichten und Gleichnisse des Garten Eden, des Ursprunges der Erde, der Geburt Jesu und all jene Gebote, die die Regeln des Lebens beinhalteten; er lehrte sie Nächstenliebe, das Beten und all jene guten Eigenschaften des Glaubens, die sie zu einer fähigen Frau, Mutter und Königin machen sollten. Und dies wurde sie; sie gebar im zweiten Jahr ihrer Regentschaft der Liebe, Marie Sophie, die sie nach der Mutter des Himmels, aber auch der Weisheit des Aristoteles und Aquins taufte. Im dritten Jahr ihres Gelobens, ihres Eheversprechens erlitt sie die Leiden der Schwindsucht und erlag zur Missgunst des Volkes an den Schmerzen und dem Übel der Krankheit. Doch während sie lebte, in diesem einen Jahr, dass ihr zur Pflege und Behütung ihres goldenen Kindes gegeben war, las sie ihr zur Beruhigung, wenn Marie nicht schlafen konnte, die selben Stellen der Bibel vor, die sie von ihrem Vater zu hören bekam. Sie sang ihr geistliche Lieder und ließ für ihr Kind ein kleines Fußkettchen aus Gold fertigen an dem ein Kreuz mit einem Rubin zu hängen pflegte.
Uwe Kraus für Judy Kehr alias Marie Sophie!
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