Berlin - Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann rechnet in absehbarer Zeit mit einer Absenkung des Wahlalters. Er halte das für "realistisch", sagte der Sozialwissenschaftler der "Heilbronner Stimme".

Sie dürfte "innerhalb der nächsten vier bis fünf Jahren auch in Deutschland Realität werden". So hätten sich zum Beispiel alle Parteien dafür ausgesprochen, die gerade für eine Ampelkoalition sondieren. "Nach österreichischem Vorbild könnte es eine Absenkung auf 16 Jahre geben, allerdings ist hierfür eine Verfassungsänderung notwendig, es werden also auch die Stimmen von CDU und CSU benötigt." Hurrelmann sagte, es gebe bereits Klagen vor dem Verfassungsgericht wegen des Mindestalters.

Die Erfolgschancen von Klagen wegen des Mindestalters seien "gering, aber durch die Klagen wird immer wieder auf das Problem aufmerksam gemacht, dass jüngere Menschen an ihrer demokratischen Meinungsäußerung bei Wahlen gehindert werden". Deswegen halte er es für sinnvoll, wenn immer wieder erneut Klagen eingereicht werden. "Dadurch wird die Aufmerksamkeit auf die teilweise anderen politischen Akzentsetzungen gelenkt, die von den jüngeren Generationen im Vergleich zu den älteren ausgehen". Aus entwicklungspsychologischer Perspektive halte er es für gut vertretbar, das Wahlalter auf zwölf Jahre abzusenken.

"Eine vollständige Aufhebung des Mindestwahlalters halte ich für politisch nicht sinnvoll, weil die Stimmen von unter Zwölfjährigen von ihren Eltern abgegeben oder vollständig beeinflusst werden könnten."

Foto: Wahllokal am 26.09.2021 (über dts Nachrichtenagentur)

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