Berlin - Trotz des deutlich verfehlten Impfziels von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Kassenärztechef Andreas Gassen die hohe Impfquote gelobt. Die Entwicklung sei "nicht so schlecht", sagte er dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Dienstagausgaben).

"Die Ankündigung der Pharmaunternehmen, ihre Impfstoffe bald auf die Omikronvariante anzupassen, führt zu einer abwartenden Haltung bei einzelnen Menschen nach dem Motto: Da warte ich noch ein wenig, bis der `passende` Impfstoff da ist." Natürlich wäre eine noch höhere Impfquote noch besser, sagte Gassen. Aber er gab auch zu bedenken: "Rund 74 Prozent der über 60 Jährigen sind mittlerweile bereits geboostert. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung liegt die Boosterquote bei knapp über 52 Prozent. Auch die Zahl der Erst- und Zweitimpfungen schreitet auf langsamerem Niveau voran."

Man erkenne aber mittlerweile ein ähnliches Phänomen wie vor einem Jahr: "Diejenigen, die sich impfen lassen wollen, sind inzwischen alle geimpft." Er rechne damit, dass sich mit Zulassung des Impfstoffes Novavax "sicherlich noch einige Menschen impfen lassen, die der mRNA-Technik nicht trauen". Der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Tino Sorge (CDU), kritisierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hingegen für das Verpassen des Impfziels.

"Seit Dezember blieb es immer nur bei Ankündigungen und Zusagen, die sich entweder in Luft auflösten oder notdürftig verlängert werden mussten", sagte er den RND. Scholz mache gern mit starken Ankündigungen Schlagzeilen, doch "wenn es dann um die konkrete Umsetzung geht, lässt er die Fachwelt völlig ratlos zurück". Sorge rechnet nicht damit, dass die neue Werbekampagne der Bundesregierung die Impfquote steigern werde. "Im In- und Ausland wird sie belächelt, seit ihrem Start sinken die Impfzahlen. Der Regierung fehlt die Kreativität, um Unentschlossene mit wirklich neuen Mitteln zu erreichen", so der CDU-Politiker.

Sorge forderte von Scholz mit Blick auf das Impfziel "konkrete Maßnahmen". Er fügte hinzu: "Darauf warten wir bei der Impfkampagne bis heute. Zu hoffen bleibt, dass die Zahlen durch den Einbezug der Apotheken, Zahn- und Tierärzte steigen." Für ihn sei es wenig vertrauenswürdig, dass "seit dem 16. Dezember keine aktuellen Zahlen mehr zu Impfstofflieferungen" vom Bundesgesundheitsministerium veröffentlicht werden würden: "Stattdessen mehren sich die Anzeichen, dass Minister Lauterbach versehentlich viel zu viel Impfstoff bestellt hat. Hier ist dringend Aufklärung geboten. Der Minister muss die Zahlen auf den Tisch legen."

Foto: Leere Kabine in einem Impfzentrum (über dts Nachrichtenagentur)

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