Berlin - In fast zwei Dritteln der Gemeinden in Deutschland gibt es immer noch keine öffentliche Ladeinfrastruktur für E-Autos. Das geht aus der Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf Anfrage der Grünen zurück, über die die Zeitungen der "Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft" (Dienstagausgabe) berichten.

Demnach sind 44.100 öffentliche Ladepunkte in Betrieb. Diese sind auf 3.684 von 10.792 Gemeinden verteilt. Das bedeutet, dass E-Autofahrer in 7.108 Gemeinden zum Stromtanken in die nächste Gemeinde fahren müssen. Die Grünen fragten die Bundesregierung, welche zehn Landkreise die wenigsten öffentlichen Lademöglichkeiten haben.

Aus der Antwort geht hervor, dass diese zehn Gemeinden 20 oder weniger öffentliche Ladepunkte haben. Besonders rar gesät sind die Ladesäulen in den Landkreisen Neunkirchen (Saarland) und Peine (Niedersachsen). In Neunkirchen teilen sich 42, in Peine 45 E-Autofahrer einen Ladepunkt. Grünen-Verkehrspolitiker Cem Özdemir sieht in der fehlenden Infrastruktur ein Versäumnis von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).

"Die CSU hängt den ländlichen Raum verkehrspolitisch ab", sagte Özdemir. Scheuer habe bei der E-Mobilität den ländlichen Raum aus dem Blick verloren, "doch gerade hier wird das eigene Auto wichtig bleiben", sagte der Bundestagsabgeordnete. "Scheuer darf Stadt und Land nicht länger gegeneinander ausspielen, sondern muss die E-Mobilität flächendeckend zum Erfolgsmodell machen", so Özdemir. Ein Schritt wäre ein Förderprogramm, das konkrete Ausbauziele für den ländlichen Raum und entsprechend höhere Zuschüsse vorsieht.

Aktuellen Zulassungszahlen des Kraftfahrtbundesamtes zufolge boomt die Elektromobilität in Deutschland. Im Juli rollen erstmals eine Million E-Fahrzeuge auf deutschen Straßen. Ziel ist, bis 2030 14 Millionen Elektrofahrzeuge auf den Straßen zu haben. Damit das klappt, fördert die Bundesregierung den Ausbau der Ladeinfrastruktur.

Demnächst startet ein Programm zum Aufbau von 30.000 öffentlichen Ladepunkten. Im Sommer will die Bundesregierung das Programm für private Ladevorrichtungen aufstocken und mehr Schnelllade-Möglichkeiten schaffen. Die Chefin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, sieht sowohl auf dem Land als auch in der Stadt Bedarf am Ausbau des Ladensäulennetzes. "Die Ladeinfrastruktur in Deutschland wird generell zu langsam ausgebaut und wird dem Hochlauf bei den Neuzulassungen von Elektroautos nicht gerecht. Das gilt in Städten und im ländlichen Raum gleichermaßen", sagte Müller den Zeitungen der NBR. "Wir brauchen überall mehr Tempo", forderte Müller.

Von dem Ziel von einer Million Ladepunkten bis 2030 sei man noch weit entfernt. Damit das Ziel erreicht wird, müssten 2.000 Ladesäulen pro Woche errichtet werden. Derzeit würden aber weniger als 300 pro Woche gebaut.

Foto: Elektroauto an einer Strom-Tankstelle (über dts Nachrichtenagentur)

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