Berlin - SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach glaubt nicht, dass Deutschland nochmal in einen Corona-Lockdown geht. Es werde wieder zu Corona-Ausbrüchen kommen, aber "das werden keine Ausbrüche sein, die die Dimension haben, dass wir nochmals einen Lockdown benötigen", sagte er dem Nachrichtensender "Welt".

Lauterbach erwartet auch, dass es eine vierte Corona-Welle geben wird. Mit dieser sei zu rechnen, wenn die Innenräume geöffnet werden und Leute aufeinander treffen, "die noch nicht geimpft sind und noch nicht genesen sind und möglicherweise noch nicht getestet sind". Für die kommenden Wochen prognostizierte Lauterbach eine Normalisierung: "Wir werden weitere Lockerungen zulassen, wir werden mehr Impfen und wir werden sinkende Fallzahlen sehen, wie aber auch zunehmende Übergänge in den Alltag, den wir auch vor der Pandemie gehabt haben." Es werde "nicht ganz so schnell weitergehen" mit dem Sinken der Fallzahlen, wie in den vergangenen Wochen: "Aber es wird weitergehen. Dem wirklich guten Sommer steht im Prinzip nichts mehr entgegen."

Beim Impfen von Jugendlichen und Kindern zeigte Lauterbach Verständnis für Eltern, die ihre Kinder trotz der fehlenden Empfehlung der Ständigen Impfkommission impfen lassen wollen: "Die meisten Eltern sind tatsächlich daran interessiert, mit ihren Kindern gemeinsam die Impfung zu wagen." Es gebe zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Hinweise darauf, dass die "Biontech-Impfungen schwerwiegende Nebenwirkungen für Kinder zur Folge" hätten. Es gebe auch nicht wirklich gute Gründe, das zu glauben.

Gleichzeitig sei die Impfung sehr wichtig für Kinder und Jugendliche, weil sie sicherstellt, dass im Herbst der Unterricht stattfinden kann, ohne besondere Vorsichtsmaßnahmen. Man könne dann einen normalen Klassenraumunterricht anbieten: "ohne Wechselunterricht, ohne ständiges Lüften, ohne Masken". Daher sei er davon überzeugt, "dass es den Kindern helfen würde, wenn man ihnen die Impfung anbieten würde". Lauterbach äußerte zudem sein Bedauern über den schwachen Start der Impfkampagne des Impfstoffs von Johnson & Johnson: "Es überrascht mich auch, offen gesagt, weil Johnson & Johnson ein sehr gutes Vakzin ist."

Dass der Impfstoff sich zum "Ladenhüter" entwickelt habe, sei aus seiner Sicht nicht wirklich nachvollziehbar. Das Risiko für sogenannte Sinusvenenthrombose sei sehr selten: "Das sind weniger als ein Fall pro 150.000 Geimpfte." Gerade in den USA sei Johnson & Johnson sehr beliebt, "weil man mit nur einer einzigen Impfung klarkommt".

Foto: Mann mit Mund-Nasen-Schutz (über dts Nachrichtenagentur)

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