Berlin - Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach hat die Strategie des Robert Koch Instituts (RKI) zur Bekämpfung der Corona-Pandemie scharf kritisiert. "Ich bin davon überzeugt, dass der jetzige Weg ineffizient ist. Wir verlieren viel Zeit bei der Nachverfolgung von Einzelkontakten", sagte Lauterbach den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntagausgaben).

Diese würden zu spät erreicht - nachdem sie schon viele andere infizieren konnten. "Umgekehrt werden auch Personen kontaktiert, die sich gar nicht anstecken konnten." Das RKI müsse "dringend einen Strategiewechsel vornehmen" und sich darauf konzentrieren, Superspreader-Ereignisse zu isolieren, forderte der Epidemiologe.

Dazu müssten sogenannte Quell-Cluster - etwa Hochzeitsfeiern, bei denen sich viele Menschen mit dem Coronavirus infizierten - schnellstmöglich ausfindig gemacht werden. "80 Prozent der Neuinfektionen kommen aus Quell-Clustern", so Lauterbach. "Die Infizierten müssen so schnell wie möglich in Quarantäne." Um diese Aufgabe zu leisten, müssten die Gesundheitsämter "gezielt Corona-Detektive einsetzen".

Zudem sprach sich Lauterbach dafür aus, die Dauer der Quarantäne zu verkürzen. "14 Tage sind zu lang, dafür gibt es keine medizinische Rechtfertigung. Ich halte es für sinnvoll, die Quarantäne auf zehn Tage zu reduzieren - mit der Möglichkeit, dass man sich nach fünf Tagen frei testen lassen kann", sagte er. Man müsse jetzt die Arbeit der Gesundheitsämter verändern.

"Dafür brauchen wir eine klare Anleitung durch das Robert-Koch-Institut", so der SPD-Politiker.

Foto: Robert-Koch-Institut (über dts Nachrichtenagentur)

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