Berlin - SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach schlägt vor, dass künftig nicht nur in Arztpraxen und Impfzentren, sondern auch in "Ausgehmeilen" geimpft wird. "Es muss Freitag- und Samstagabends mobile Impfstationen an belebten Plätzen geben, wo sich viele Leute treffen, auch vor Bars und Clubs", sagte Lauterbach dem Portal "Business Insider".

Der Gedanke dahinter: Man solle "mit den Impfungen dorthin gehen, wo die Menschen sind". Die Hürden zur Impfung müssten so weit wie möglich abgesenkt werden. In Israel und den USA habe man mit ähnlichen Angeboten großen Erfolg gehabt. In Deutschland fallen inzwischen immer mehr Impftermine in Impfzentren aus.

Und auch in Arztpraxen scheint sich die Impfgeschwindigkeit zu reduzieren. Als Erklärung geben Mediziner die Urlaubszeit an. Zum Vorschlag von Kassenärzte-Präsident Andreas Gassen, dass alle Corona-Maßnahmen für vollständig Geimpfte im September wegfallen sollen, äußerte sich Lauterbach kritisch. "Das ist noch Monate hin, bis dahin wissen wir nicht, wie die Situation hinsichtlich Virus-Mutationen, Fallzahlen, Impfquoten und der Situation an den Schulen sein wird - jetzt schon so ein Versprechen zu machen, ist nicht hilfreich. Das schafft Erwartungen, die man am Ende womöglich nicht halten kann."

Lauterbach schlägt im Gegensatz dazu vor, auf Sicht zu fahren und kurzfristig zu entscheiden. Mit Blick auf die Situation im Vereinigten Königreich sagte Lauterbach, die Lage bereite ihm Sorgen. "Es ist riskant, jetzt wo die Fallzahlen steigen, das Ende der Maskenpflicht am 19. Juli zu versprechen."

Besonders der Plan, auch Theater und Clubs zu öffnen, werde zu mehr Ansteckungen führen. Lauterbach sagte: "Das Kalkül ist anscheinend, dass man trotz hoher Fallzahlen auf nur wenige Tote hofft - ein riskanter Weg. Zudem nimmt man in Kauf, dass viele Menschen an Long-Covid erkranken."

Foto: Bereitgelegte Impfspritzen (über dts Nachrichtenagentur)

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