Berlin - FDP-Chef Christian Lindner hat der Bundesregierung ein Scheitern ihrer Corona-Politik vorgeworfen. Mit dem Argument, man dürfe die vulnerablen Gruppen nicht "wegsperren" sowie mit der "künstlich hoch angesetzten Zahl von 27,35 Millionen Angehörigen der Risikogruppen" habe sich die Bundesregierung "in ein argumentatives Gefängnis begeben", sagte Lindner der RTL/n-tv-Redaktion.

Die dafür notwendige Differenzierung werde von der Bundesregierung in ihrer Impfstrategie vorgenommen, wenn es um die Priorisierung gehe. "Zu den 27 Millionen gehören 900.000, die in einer stationären Einrichtung leben, dazu gehören Menschen mit einer Lungenvorerkrankung, die im Berufsleben stehen, Ruheständler und sportive Mittsechziger", sagte Lindner. Jede dieser Gruppen brauche einen anderen Schutz. "Das Narrativ, man dürfe die Alten nicht `wegsperren`, wird oft von CDU und CSU angebracht", kritisierte Lindner.

Niemand wolle das. "Im Gegenteil: Es geht gerade darum, Begegnungen möglich zu machen." Daher müsste es beispielsweise Tests für Verwandte vor dem Besuch älterer Menschen geben, die allein leben. "Es muss darum gehen, soziale Teilhabe und Gesundheitsschutz auch für vulnerable Gruppen in einer insgesamt offeneren Krisenstrategie zu erreichen."

Lindner räumte ein, dass eine solche Strategie Milliarden koste. "Aber es wäre den Aufwand wert gewesen." Es wäre sinnvoller gewesen, so der FDP-Chef, "die nationale Kraftanstrengung dort zu konzentrieren, wo die Bedrohung am größten ist", beim Schutz der Alten und der Risikogruppen. "Denn während die Zahlen in der allgemeinen Bevölkerung stagnieren, explodieren sie bei den Älteren. Für mich ist das ein Indiz, dass die Strategie der Regierung gescheitert ist."

Foto: Christian Lindner (über dts Nachrichtenagentur)

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