Berlin - Der Chefberater von Finanzminister Christian Lindner (FDP), Lars Feld, hält angesichts der Abhängigkeit Deutschlands von russischen Energielieferungen längere Laufzeiten der verbleibenden deutschen Atomkraftwerke für ratsam. "Viel spricht dafür, dass wir die Atomkraftwerke noch etwas länger brauchen, bis die Erneuerbaren stärker ausgebaut sind", sagte er dem "Handelsblatt" (Dienstagsausgabe).

Würden die letzten drei Atomkraftwerke abgeschaltet, stünden sie als Option für die Versorgungssicherheit nicht mehr zur Verfügung. Auch beim Kohleausstieg ist laut Feld Zurückhaltung geboten: "Ein Ausstieg weit vor 2038 ist wohl kaum machbar." Feld warnte zudem vor steigenden Preisen durch die Ukraine-Krise. "Ich rechne 2022 mit einer Inflationsrate von deutlich über vier Prozent. Der Ukraine-Krieg macht zudem eine Lohn-Preis-Spirale und damit eine größere Inflationsdynamik wahrscheinlicher."

Die EZB könne jedoch wegen der Unsicherheiten derzeit kaum handeln. "Ein Zinsschritt in diesem Jahr halte ich daher für wenig wahrscheinlich", sagte Feld. Der frühere Wirtschaftsweisen-Chef begrüßte den Plan von Kanzler Olaf Scholz (SPD), ein 100 Milliarden Euro fassendes Sondervermögen für Verteidigungsausgaben aufzulegen.

"Die Summe muss ins Schaufenster, um Putin zu zeigen, dass wir es ernst meinen." Feld wies zudem darauf hin, dass die 100 Milliarden Euro komplett durch Neuverschuldung finanziert werden müssten, weil die Ausgabenwünsche in der Bundesregierung schon so hoch seien.

Foto: Atomkraftwerk (über dts Nachrichtenagentur)

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