Berlin - Linken-Bundesgeschäftsführer Jörg Schindler fordert angesichts der 2020 stark gesunkenen Zahl der Strom- und Gassperren die Verschärfung der Voraussetzungen dafür. "Die Corona-Zeit hat gezeigt, dass sich die Zahl der Strom- und Gassperren mit erweiterten Stundungsregelungen spürbar verringern lässt", sagte er dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" am Samstag.
"Daraus sollte die Bundesregierung lernen und sofort dauerhaft die Voraussetzungen für Sperrungen verschärfen. Denkbar wären zum Beispiel ein halbes Jahr Verzug bei einem Schuld-Betrag in der Höhe der Abschläge eines Quartals." Stromsperren für Haushalte mit Kindern müssten auf jeden Fall sofort verboten werden. "Kinder können nichts für die finanziellen Schwierigkeiten ihrer Eltern", so Schindler.
Grundsätzlich strebe die Linke ein Verbot von Strom- und Gassperren an, fügte Schindler hinzu. Strom gehöre zur Grundversorgung und dürfe keinem Menschen vollständig vorenthalten werden. "Energiearmut in einem reichen Land ist ein nicht hinnehmbarer Missstand", sagte der Linken-Politiker. Die Energieversorger haben im vergangenen Jahr rund 230.000 Verbrauchern in Deutschland wegen unbezahlter Rechnungen den Strom abgestellt.
Das sind fast 20 Prozent weniger Stromsperren als 2019, wie aus Zahlen für den neuen Monitoring-Bericht von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt hervorgeht. Die Gaszufuhr wurde 24.000 Haushalten gesperrt, das waren gut 22 Prozent weniger als im Vorjahr. Derzeit darf ein Grundversorger ab einem Zahlungsverzug von mindestens 100 Euro den Strom sperren. Das geht aber nicht sofort.
Der säumige Kunde muss eine Mahnung und eine sogenannte Sperrandrohung erhalten. Im vergangenen Jahr haben rund 4,2 Millionen Stromkunden eine solche Androhung bekommen.
Foto: Moderne Stromzähler (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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