Berlin - Der Linken-Bundestagsabgeordnete Fabio De Masi wirft seiner Partei fehlende Unterstützung bei seiner Arbeit als Wirtschafts- und Finanzexperte vor. "Politik ist ein Mannschaftssport und meine Partei hat zu wenig Steilpässe verwandelt", sagte er "Zeit-Online".

De Masi war zuletzt vor allem durch seine Arbeit im Wirecard-Untersuchungsausschuss aufgefallen. "Ich saß in dieser irren Corona-Zeit bis vier Uhr morgens im Bundestagsausschuss zu Wirecard - und dann ging es um neun Uhr weiter. Die anderen Fraktionen konnten sich ablösen, ich war ein Einzelkämpfer", sagte De Masi. Er habe irgendwann beschlossen: "Ich muss die Notbremse ziehen."

Seine Facharbeit sei zwar regelmäßig wertgeschätzt worden, "aber irgendwann hat sich eine Schere aufgetan". Er habe persönlich viel Zuspruch bekommen, viele Menschen hätten aber auch gesagt: "Deine Partei wähle ich trotzdem nicht." Zukünftig wolle er mehr Zeit mit seinem Sohn verbringen. Nach nur einer Legislaturperiode im Bundestag hatte De Masi Anfang des Jahres überraschend seinen Rückzug bekannt gegeben.

Der Abgeordnete kritisiert den Alltag des politischen Betriebs in Berlin. "Unser Job ist ein Privileg. Aber man muss aufpassen: Politik ist oft völlig entgrenzt. Familien und Freundeskreise gehen kaputt."

Viele Politiker seien einsam. Er selbst sei Mitglied im Fußballteam des FC Bundestags und habe etwa mit vielen Kollegen aus der Union ein herzliches Verhältnis. "Die wirklich persönlichen Gespräche finden nur dort statt. In einem geschützten Raum, wo es nicht um den politischen Wettbewerb geht."

Der Politikbetrieb sei immer schneller geworden, auch durch soziale Medien, sagte De Masi "Zeit-Online". Ihm falle es oft schwer abzuschalten. "Ich liebe meinen Job, aber ich kenne meine Schwächen. Ich bin ein Workaholic und jetzt gehe ich auf Entzug."

Foto: Linkspartei-Logo auf Parteitag (über dts Nachrichtenagentur)

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