Kabul/Berlin - Mehrere Afghanen, die eine Aufnahmezusage der deutschen Bundesregierung hatten oder sich im Aufnahmeverfahren befanden, sind offenbar ums Leben gekommen, bevor sie nach Deutschland ausgeflogen werden konnten. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken hervor, über die der "Spiegel" berichtet.
"Die Bundesregierung hat Kenntnis von einzelnen Todesfällen", heißt es darin auf eine entsprechende Frage zur Evakuierung von Ortskräften und anderen gefährdeten Personen aus Afghanistan. Bestehende Aufnahmezusagen für die Familienangehörigen seien "in diesen Fällen aufrechterhalten" worden. Genauere Angaben machte die Bundesregierung nicht. Bis heute warten tausende gefährdete Afghanen darauf, nach Deutschland gebracht zu werden.
Aus den Antworten der Bundesregierung geht hervor, dass die deutsche Regierung bis Mitte Februar rund 30.000 Menschen eine Aufnahmezusage erteilt hatte. Dabei handelt es sich um ehemalige Ortskräfte, ihre Angehörigen sowie andere besonders gefährdete Personen. Von ihnen konnten erst rund 14.000 Personen, also nicht einmal die Hälfte, nach Deutschland einreisen. Die Linken-Bundestagsabgeordneten Clara Bünger kritisiert die Regierung für die Verzögerungen bei der Evakuierung.
"Wir wissen nun, dass das unbeschreibliche Versagen der Bundesregierung bereits tödliche Folgen hatte", sagte sie dem "Spiegel". "Die Vorstellung ist schier unerträglich, dass Afghaninnen und Afghanen, die auf den Schutz der Bundesrepublik vertraut haben, den Taliban zum Opfer gefallen sind, weil trotz eindrücklicher Warnungen zu spät mit Evakuierungen begonnen und an zu bürokratischen Verfahren festgehalten wurde", sagte Bünger.
Foto: Afghanistan (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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