Berlin - Migrationsexperte Gerald Knaus geht nicht davon aus, dass durch die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan eine Situation wie in der Flüchtlingskrise 2015 entstehen kann. "Flucht aus Afghanistan 2021 ist vollkommen anders als aus Syrien 2015", sagte er dem Nachrichtenportal Watson.
Von einem unkontrollierten Zustrom könne keine Rede sein. Die Grenzen seien geschlossen und die Taliban hätten die Kontrolle darüber. Knaus forderte die Bundesregierung auf, ehemalige Hilfskräfte in Afghanistan außer Landes zu schaffen: "Wir müssen uns aktiv dafür einsetzen, dass Leute, denen wir uns moralisch und politisch verpflichtet sehen, rauskommen. Dass wir sie nicht den Taliban überlassen."
Man sollte auf Nachbarländer einwirken, diese Menschen aufzunehmen. Knaus zufolge droht den Ortskräften massive Gewalt durch die Taliban. Mit Blick auf die Miliz sagte er Watson: "Die Angst ist jetzt, dass sie mit Terror und Gewalt versuchen, ihre Macht zu sichern. Besonders gefährdet sind dann jene Menschen, die gemeinsam mit uns für die Vision eines anderen Afghanistans gearbeitet haben."
Knaus fasst die Aufgabe der Bundesregierung so zusammen: "Das ist das letzte Kapitel dieser Tragödie, das wir jetzt versuchen müssen so zu schreiben, damit wir uns nicht noch mehr schämen müssen." Den Zusicherungen der Taliban, keine Rache gegenüber Ortskräften zu üben, traut der Forscher nicht. "Man muss jetzt das Bestmögliche aus der Situation machen. Wir wissen nicht, wie sich die Taliban verhalten werden."
Man wisse nur, "wie brutal sie sich in der Vergangenheit verhalten haben". Und man wisse, wie sich Regime verhalten, "die unsicher sind, wie sicher ihre Macht ist".
Foto: Flüchtlinge in einer "Zeltstadt" (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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