München - Der Rückversicherer Munich Re hält die umstrittene Pflichtversicherung gegen Elementarschäden für alle Gebäudeversicherer für umsetzbar. Das sagte Konzernchef Joachim Wenning der "Süddeutschen Zeitung" (Montagsausgabe).
"Wenn der Staat sagen würde, wie in der Kfz-Haftpflichtversicherung gibt es auch eine Elementarschaden-Pflichtversicherung, dann wäre das für uns als private Versicherungswirtschaft machbar." Allerdings stellt Wenning eine klare Bedingung: "Entscheidend dabei ist, dass die Prämien das jeweilige Risiko widerspiegeln, das heißt: individuelle statt identischer Prämien." Nach der Flutkatastrophe vom Juli war die Debatte über eine Elementarschaden-Pflichtversicherung neu entbrannt. In Rheinland-Pfalz sind nur 37 Prozent der Gebäude gegen solche Schäden versichert, in Nordrhein-Westfalen 37 Prozent.
Bislang sträuben sich die deutschen Versicherer gegen eine Versicherungspflicht. Wennings Äußerungen zeigen, dass die Branche offenbar beginnt, umzudenken, schreibt die SZ. Allerdings sollten die Versicherer eine solche Pflicht nicht aktiv fordern, sagte der Munich Re-Chef. Auch in Katastrophen könne die Branche nur einen Teil der Schäden ersetzen. "Dann wird es heißen: Ihr wolltet doch die Pflichtversicherung, dann tragt bitte auch sämtliche finanziellen Lasten einer Katastrophe."
Außerdem sei eine solche Pflichtversicherung kein Allheilmittel. "Der eine hat sein Haus zu 60 Prozent abgesichert, der andere zu 80 Prozent", erläuterte er. "Ein Dritter hat noch seinen Heizöltank mit abgesichert, der Vierte nicht. Dann kommt eine Flut oder ein Sturm. Jeder ist zwar versichert, aber nicht jeder hat den gleichen vollständigen Schutz."
Das daraus resultierende Unverständnis der Betroffenen solle man nicht unterschätzen.
Foto: Hochwasser in Rheinland-Pfalz im Juli 2021 (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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