Bonn - Die Betreiber von Strom- und Gasnetzen in Deutschland müssen mit sinkenden Renditen rechnen. Künftig wird der Eigenkapitalzins, der ihnen von der Bundesnetzagentur zugebilligt wird, voraussichtlich nur noch 4,59 statt 6,9 Prozent betragen.

Das geht aus einem Schreiben von Bundesnetzagentur-Präsident Jochen Homann an die Mitglieder des Beirates der Agentur hervor, über das das "Handelsblatt" berichtet. Betroffen sind 900 Stromnetzbetreiber und 730 Gasnetzbetreiber. Die Branche hält den Einschnitt für ungerechtfertigt. "Wenn wir die Energiewende schaffen und dabei Schlüsselindustrien in Deutschland halten oder sogar neue ansiedeln möchten, ist auch der Netzausbau ein wichtiger Faktor", sagte Eon-Vorstand Thomas König dem "Handelsblatt".

Es gelte nun, "unsere Netze vorausschauend auszubauen". Langfristig hätte es volkswirtschaftlich fatale Folgen, wenn notwendige Investitionen ausblieben, sagte König. "Was nicht passieren darf: Eine extrem ambitionierte Energie- und Klimapolitik auf dem Papier, die an mangelhaften Rahmenbedingungen für die notwendigen Investitionen in Energienetze, erneuerbare Energien oder Speicher zerschellt", sagte Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), dem "Handelsblatt". "Die Bedingungen für den Aus- und Umbau der Energienetze müssen stimmen", sagte sie.

Eine Netzregulierung, die allein darauf ausgerichtet sei, die Kosten zu drücken, entziehe der Branche die Mittel zur Bewältigung der hohen Anforderungen. Olaf Lies, Vorsitzender des Beirates der Netzagentur und niedersächsischer Energieminister, unterstützt die Branche. "Vor uns liegt ein Jahrzehnt enormer Investitionen in die erneuerbaren Energien und vor allem in die Netze", sagte Lies dem "Handelsblatt". "Deshalb muss die Eigenkapitalverzinsung eine entsprechende Höhe haben."

Netzagentur-Präsident Homann lässt diese Argumente nicht gelten. "Es gibt Wirtschaftszweige, die mit viele größeren Unsicherheiten zurechtkommen müssen als die Strom- und Gasnetze", sagte Homann dem "Handelsblatt". Zudem seien Rekordinvestitionen in die Netze zu verzeichnen. "Grüne Investments und Investitionen in Netze sind für Kapitalgeber sehr attraktiv."

Homann verwies auf die Kosten für die Allgemeinheit: "Die Eigenkapitalverzinsung der Netzbetreiber muss bezahlt werden, auch vom Mittelstand." Ausbau und Nutzung der Netze werden von den Stromverbrauchern bezahlt. Sie zahlen die Netzentgelte über die Stromrechnung.

Foto: Erdgas (über dts Nachrichtenagentur)

Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?

Dann unterstütze dts Nachrichtenagentur jetzt direkt: