Berlin - Der Teil-Lockdown im November und Dezember kostet die innerstädtischen Einzelhändlern bis zu 16,9 Milliarden Euro. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut der Deutschen Wirtschaft aus Köln (IW) in einer Studie, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten.
Für die Studie haben der IW-Datenanalyst Henry Goecke und der IW-Wettbewerbsökonom Christian Rusche die Passantenzahlen von 40 Straßenabschnitten in 21 deutschen Städten mit den Vorjahreswerten verglichen. "Im pessimistischen Szenario wurde angenommen, dass der Rückgang in der Kundenfrequenz im jeweiligen Zeitraum 1:1 auf den Umsatz durchschlägt. Dies entspräche einem Schaden von 7,6 Milliarden Euro im November und 9,3 Milliarden Euro im Dezember", schreiben die beiden IW-Forscher. Im optimistischen Szenario, bei dem die Wissenschaftler davon ausgehen, dass die Umsatzrückgänge geringer als der Rückgang der Passanten ist, kommen die IW-Forscher auf Umsatzausfälle in den Innenstädten von 5,8 Milliarden Euro im November sowie 6,3 Milliarden Euro im Dezember.
Im November stellten die Forscher einen Rückgang bei den Passanten in den Innenstädten um knapp 44 Prozent fest, im Dezember sogar um knapp 49 Prozent. Für die Hochrechnungen für den Dezember wurde die Kundenfrequenz in der ersten Adventswoche zugrunde gelegt. Regional gibt es dabei große Unterschiede. Während in der Ingolstädter Ludwigstraße der Rückgang in der ersten Adventswoche mit knapp sieben Prozent moderat ausfällt, sei die Kundenfrequenz in der Münsteraner Ludgeristraße in der ersten Adventswoche um 89 Prozent im Vorjahresvergleich eingebrochen.
Auch in den Metropolen ist der Rückgang groß. Auf dem Berliner Kurfürstendamm seien 42 Prozent weniger Passanten unterwegs gewesen, am Hamburger Jungfernstieg 51 Prozent weniger. Mehr als halbiert haben sich demnach auch die Anzahl der Passanten in München und Düsseldorf. "Sollte der Einzelhandel zeitnah schließen müssen, ist der wirtschaftliche Schaden im Dezember nochmal größer. Dann ist von verpassten Umsätzen in den Innenstädten von circa zwölf Milliarden Euro auszugehen, im pessimistischen Szenario", sagte IW-Wettbewerbsökonom Christian Rusche den Funke-Zeitungen.
Für den Fall, dass der Einzelhandel mit Beginn der Weihnachtsfeiertage dicht machen muss, rechnet Rusche mit einem Schaden von bis zu zehn Milliarden Euro im Dezember. Dies würde zudem dazu führen, dass sich das Weihnachtsgeschäft aus den Innenstädten herausverlagere. "Der Gewinner der ganzen Entwicklung ist insbesondere Amazon", heißt es dazu in der Studie.
Schon vor Corona sei Amazon für 48 Prozent der Umsätze im E-Commerce in Deutschland verantwortlich gewesen. "2020 dürfte die Bedeutung nochmals gestiegen sein", heißt es weiter.
Foto: Passantin in der Düsseldorfer Kö (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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