Berlin - Die Psychiaterin Meryam Schouler-Ocak von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) sieht einen erheblichen Mangel bei psychologischen Hilfsangeboten für Asylsuchende in Deutschland. Nach wie vor gebe es nur wenige spezialisierte Einrichtungen, sagte Schouler-Ocak dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
Und auch die Integration in die Regelversorgungssysteme sei nur unzureichend erfolgt. "Oftmals fehlt es an der Bereitschaft der Institutionen, die Betroffenen in die Behandlung und Beratung aufzunehmen", sagte die Fachärztin, die das DGPPN-Referat "Interkulturelle Psychiatrie und Psychotherapie, Migration" leitet. Auch das Asylbewerberleistungsgesetz stelle eine große Hürde für die Betroffenen dar. "Es sieht vielerorts in Deutschland vor, dass in den ersten 18 Monaten der Zugang zum Gesundheitssystem nur in Krisen gewährt wird. Dazu kommt noch möglicherweise die Unwissenheit über die psychosozialen Behandlungs- und Hilfsangebote auf Seiten der Betroffenen." "Viele Asylsuchende haben vor, während und nach der Flucht zahlreiche zum Teil sehr schwere traumatisierende Lebensereignisse durchleben müssen, die zum Teil zu massiven psychischen Störungen führen können", sagte Schouler-Ocak.
Die Rate an Posttraumatischen Belastungsstörungen sei bei Asylsuchenden im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung im Durchschnitt um das 10-Fache höher. "Dies bedeutet jedoch nicht, dass sie in Erregungszuständen oder anderen krisenhaften Zuständen eigen- oder fremdgefährdender sind als andere psychisch erkrankte Menschen", sagte die Psychiaterin.
Foto: Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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