Berlin - Bert Rürup, Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Wirtschaftsweise, erwartet weitreichende wirtschaftliche Auswirkungen aus dem Lockdown für Deutschland. "Noch sind diese Verluste zu verkraften, aber es wird schon ziemlich schwierig. Wir werden, unseres Erachtens, keine drei Prozent wirtschaftlichen Zuwachs erreichen", sagte er der RTL/n-tv-Redaktion.
Das würde bedeuten, letztlich, dass man erst Anfang 2023 wieder das Niveau erreichen werde, auf dem man Anfang des Jahres 2020 war, so Rürup. Eine Insolvenzwelle werde es spätestens dann geben, wenn die gelockerten Insolvenzvorschriften wieder in Kraft gesetzt würden. "Dann wird es auch im Bereich des Dienstleistungssektors und des Einzelhandels, des stationären Einzelhandels, schon eine beachtliche Insolvenzwelle geben."
Auch eine Zunahme der Langzeitarbeitslosigkeit werde zu spüren sein - und die abzubauen, sei "eine verdammt schwierige Aufgabe", prognostizierte der Ökonom. Er hält die neuen Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern für "die letzte gesundheitspolitische Patrone, die die Regierung im Kampf gegen das Coronavirus verschossen hat". Das sei ein überraschend konsistentes Programm, was ohne Berücksichtigung der wirtschaftlichen Konsequenzen ausschließlich auf ein Brechen der dritten Welle ausgerichtet sei, sagte er der RTL/n-tv-Redaktion. Man könne nur hoffen, dass das funktioniere, sagte Rürup.
"Wir haben schon ganz beachtliche gesamtwirtschaftliche Verluste und der Schuldenstand in diesem Jahr wird etwa so hoch sein wie ein traditioneller, normaler Bundeshaushalt - das kann Deutschland noch stemmen. Aber es wird außerordentlich schwierig, die Corona-Maßnahmen, die man jetzt eingeleitet hat, um Konkurse, usw. zu verhindern, fortzusetzen. Ich hoffe, dass dieser letzte Schuss sitzt." Sicher sei, so Rürup, dass "der erwartete kräftige Konjunkturaufschwung in diesem Jahr ausfallen wird".
Wenn die Inzidenzen weitersteigen würden, sei das für die Wirtschaft noch schlimmer, wenn man der Pandemiebekämpfung weiterhin größere Bedeutung einräume als eine Eindämmung der wirtschaftlichen Verluste.
Foto: Container (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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