Berlin - Der Vorsitzende des deutschen Verbands für Schwimmlehrer rechnet wegen der Corona-bedingt geschlossenen Bäder in den kommenden Jahren mit einem dramatischen Anstieg an Nichtschwimmern und in der Folge mit tödlichen Badeunfällen. "Das fliegt uns in zehn Jahren um die Ohren", sagte Alexander Gallitz dem Nachrichtenportal Watson.

Besonders im Fokus sind Jugendliche, die nie gelernt hätten, sichere Schwimmer zu sein. "Klar ist das die Risikogruppe. Die Kinder gehen vielleicht unter Gruppenzwang mit ins Wasser, obwohl sie sich unwohl fühlen", sagte auch Jochen Hanz, Geschäftsführer des Schwimmvereins SG Neukölln, Watson. "Jeder Gang der Eltern mit den Kindern ins Schwimmbad ist sinnvoll und bringt die Kinder auch ohne sportdidaktische Kenntnisse voran."

Gallitz sagte: "Ein Schwimmbad in Laufen, Bayern, hat mir erzählt, dass sie dieses Jahr schon viel mehr Leute retten mussten, die sich überschätzt hatten." Und das in einem Bad, wo es Bademeister gebe. "Man stelle sich das mal in einem See oder Bad vor. Da habe ich große Befürchtungen."

Denn das Seepferdchen-Abzeichen vermittle falsche Sicherheit, so Hanz. Im See oder gar im Meer "ist das Abzeichen schnell nur eine scheinbare Sicherheit der Eltern", warnte der Schwimmvereins-Chef. "Die Eltern haben als Ziel immer noch das Seepferdchen im Kopf, aber das ist Unsinn. Ich brauche kein Seepferdchen, um ein sicherer Schwimmer zu sein. Das ist nur ein Motivationszeichen. Das Schwimmenlernen ist ein lebenslanger Prozess", sagte Gallitz.

Das Wichtigste sei, dass Kinder sich im Notfall über Wasser halten könnten und nicht in Schockstarre verfielen. Das könnten schon Zweijährige lernen.

"Ein Erwachsener gerät in Panik und schlägt um sich, wenn er ins Wasser fällt. Ein Kind geht einfach unter." Deswegen sei es wichtig, so früh wie möglich mit der Gewöhnung ans Wasser zu beginnen.

Foto: Badende Personen (über dts Nachrichtenagentur)

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