Bonn - Seit Beginn des Krieges in der Ukraine hat das Interesse der Bevölkerung an der Bundeswehr und ihren Informationsangeboten massiv zugenommen. "Zum Beginn der russischen Invasion in der Ukraine stieg das Anfrageaufkommen extrem an", sagte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntagausgaben).
Auf die Internetseite der Bundeswehr griffen demnach im März rund 1,5 Millionen mehr Besucher zu als im Vorjahresmonat. Mit knapp 4,1 Millionen Seitenansichten wurde ein Höchstwert erreicht. Im April gab es noch fast drei Millionen Seitenansichten. Die Ministeriumswebseite wurde im Februar und März viermal so oft aufgerufen wie in den Vorjahresmonaten.
Im April blieb die Zahl der Seitenaufrufe immer noch doppelt so hoch wie im April 2021. Eine ähnliche Entwicklung verzeichnete das Ministerium auf den Social-Media-Kanälen. Seit Kriegsbeginn seien über Facebook mit rund drei Millionen doppelt so viele Personen erreicht worden wie im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Auf dem YouTube-Kanal stieg seit dem Kriegsbeginn am 24. Februar bis 1. Mai die Zahl der Video-Aufrufe auf rund 25 Millionen (gleicher Zeitraum 2021: rund 17 Millionen).
Die Wiedergabezeit der Videos verdoppelte sich auf 1,2 Millionen Stunden. Der Krieg habe dafür gesorgt, dass sich viel mehr Menschen mit der Bundeswehr und ihrem Auftrag beschäftigten, sagte die Wehrbeauftragte Eva Högl (SPD) den Funke-Zeitungen. "Jetzt merken ganz viele Menschen im Land, denen die Truppe früher egal war, wofür wir eine Bundeswehr haben, wofür wir sie brauchen, und dass wir mehr für die Bundeswehr tun müssen", ist Högl überzeugt. "Als ich im Sommer 2021 bei den deutschen Soldaten an der NATO-Ostflanke in Litauen gewesen bin, hatten die Soldaten dort das Gefühl, vollkommen unter dem Radar der Aufmerksamkeit in Deutschland zu sein. Das hat sich jetzt komplett geändert."
Zu Beginn des Kriegs stieg "kurzfristig" auch das Interesse an einer Karriere bei der Bundeswehr, wodurch auch mehr Termine zur Erstberatung gemacht wurden. "Beide Tendenzen haben sich inzwischen allerdings wieder normalisiert", berichtete die Ministeriumssprecherin. Der Verband der Reservisten der Bundeswehr bemerkte ebenfalls eine größere Nachfrage.
"Wir haben im Zeitraum des Ukrainekonfliktes eine Verdoppelung der Neuanmeldungen im Vergleich zu den Vorjahren", sagte ein Sprecher. Er freue sich über das gestiegene Interesse, sagte der Präsident des Reservistenverbands, Patrick Sensburg. "Wir als Reservistenverband hoffen nun, dass sich das Thema Sicherheitspolitik und Bundeswehr nicht schnell wieder erschöpft." Auch die Wehrbeauftragte hofft auf anhaltende Aufmerksamkeit.
"Ich hoffe natürlich, dass Russland den Krieg nicht gewinnt, die Ukraine unabhängig bleibt und wieder in Frieden leben kann", sagte Högl. "Aber dann brauchen wir weiter ein hohes Interesse und eine Wertschätzung für die Bundeswehr." Das gelte auch für eine nachhaltige Finanzierung: "Uns darf es nicht mehr passieren, dass die Bundeswehr so kaputt gespart wird wie in den vergangenen Jahren."
Foto: Bundeswehr-Soldat (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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