Wiesbaden - Die Tarifverdienste in Deutschland sind im dritten Quartal 2021 um durchschnittlich 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegen. Dies ist der geringste Anstieg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2010, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag mit.
Im Ergebnis berücksichtigt sind tarifliche Grundvergütungen und durch Tarifabschlüsse festgelegte Sonderzahlungen wie Einmalzahlungen, Jahressonderzahlungen oder tarifliche Nachzahlungen. Der Anstieg lag ohne Sonderzahlungen im Vorjahresvergleich bei 1,3 Prozent. Im gleichen Zeitraum stiegen die Verbraucherpreise um 3,9 Prozent. Durch einen Sondereffekt waren die Tarifverdienste einschließlich Sonderzahlungen im Verarbeitenden Gewerbe im dritten Quartal 2021 niedriger als im Vorjahresquartal (-0,9 Prozent): In der Metall- und Elektroindustrie wurde im Vorjahresquartal eine Pauschalzahlung geleistet, die im Jahr 2021 erst für das vierte Quartal vorgesehen ist.
Ohne Berücksichtigung der Sonderzahlungen lagen die Tarifverdienste im Verarbeitenden Gewerbe um 0,6 Prozent über dem Vorjahresniveau. Unterdurchschnittliche Tarifsteigerungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum waren im dritten Quartal 2021 vor allem im Bereich "Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen" (+0,5 Prozent) zu beobachten. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die bereits im zweiten Quartal 2021 ausgelaufenen Tarifverträge für den Einzelhandel sowie den Groß- und Außenhandel nach monatelangen Tarifverhandlungen erst im Oktober 2021 neu abgeschlossen und somit im dritten Quartal noch nicht ausgezahlt worden sind. Auch im Bereich "Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen" war die Tarifentwicklung im Vergleich zum Vorjahresquartal unterdurchschnittlich (+0,8 Prozent).
Überdurchschnittlich haben sich die Tarifverdienste einschließlich Sonderzahlungen vor allem bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (+2,9 Prozent) entwickelt, so die Statistiker. Hier machte sich neben regulären Tariferhöhungen vor allem die Angleichung der Entgelte im Osten an die des Westens im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung bemerkbar. In der Arbeitnehmerüberlassung stiegen die Tarifverdienste insgesamt um 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Auch im Baugewerbe (+2,1 Prozent) und in der Energieversorgung (+2,0 Prozent) waren die Tarifverdienste im dritten Quartal 2021 deutlich höher als im Vorjahresquartal.
Der verbreitete Einsatz von Kurzarbeit aufgrund der Corona-Pandemie hat keinen Einfluss auf die Tarifindizes, da sie die durchschnittliche Veränderung der durch Tarifabschlüsse vereinbarten Monats- und Stundenverdienste der Arbeitnehmer messen. Änderungen der tatsächlich bezahlten Arbeitszeit fließen in den Tarifindex nicht ein.
Foto: Stahlproduktion (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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