Bad Neuenahr-Ahrweiler - Die Vizepräsidentin des Technischen Hilfswerks (THW), Sabine Lackner, sieht nur noch wenig Chancen, nach den Überschwemmungen im Westen Deutschlands Überlebende zu finden. "Wir suchen aktuell noch nach Vermissten, etwa beim Räumen der Wege oder Auspumpen der Keller", sagte Lackner dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
"Zu diesem Zeitpunkt ist es aber leider sehr wahrscheinlich, dass man Opfer nur noch bergen kann, nicht mehr retten." Lackner warnte vor schnellen Schuldzuweisungen, wonach ein besseres Warnsystem Tote hätte verhindern können. "Natürlich werden wir die Abläufe aufarbeiten müssen. Aber ich finde diese Debatte drei bis vier Tage nach der Katastrophe unglücklich."
Sie betonte: "Ich warne eindringlich davor, jetzt von Versagen zu sprechen und Schuldige zu suchen." Nach wie vor stünden viele Menschen vor den Trümmern ihrer Existenz, viele Maßnahmen der Unterstützung liefen noch. "Es braucht für diese Debatte Ruhe - und auch die Expertinnen und Experten. Die sind aber aktuell noch größtenteils in den Überschwemmungsgebieten eingesetzt."
Die THW-Vizepräsidentin kann sich die Einführung des Warnsystems Cell Broadcast zum Versenden von SMS an die Bevölkerung in gefährdeten Gebieten gut vorstellen. Allerdings plädiere sie auch dafür, "vermeintlich Altmodisches" wieder aufleben zu lassen. "Wir haben in dieser Situation gesehen: Auch die Technik ist endlich. Wenn Handynetze, Telefone und Strom ausfallen, nützt auch die Warn-App nichts mehr."
Deshalb brauche es wieder mehr Sirenen-Alarm. "Wieso nicht mit Lautsprechern vor Ort auf den Straßen warnen, wie zum Beispiel auch bei einem Bombenfund? Auch viele Sirenen sind in den letzten Jahren abgeschafft worden, die braucht es. Und die Bevölkerung sollte auch wieder die Warntöne unterscheiden können."
Foto: THW-Einsatz (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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