Welcher Autor träumt nicht davon, dass das eigene Buch verfilmt wird? Ich hatte diesen Traum schon als 2011 mein Debütroman »Der Freizeitpionier« veröffentlicht wurde – und ich hatte ihn auch nach der Veröffentlichung von meinem bereits 5. Buch »Die Gefängnisinsel« (2018).

Mittlerweile verstand ich aber, dass es nicht einfach so passieren würde: Es wäre schon unter normalen Umständen ein unwahrscheinlicher Glücksfall – doch meine Werke sind Nischenprodukte. Es ist schwer, ein ausreichend breites Publikum dafür zu finden, sodass ein öffentliches Interesse an einer Verfilmung entsteht. Andererseits aber macht genau dieser Faktor, dass die Bücher etwas Außertourliches sind, sie wiederum für eine Verfilmung interessant: Die Gefängnisinsel, zum Beispiel, ist ein Manifest von Freiheit und Erfüllung. Eine komplexe philosophische Überlegung, um die herum eine Geschichte entstanden ist. Etwas, das den Leser nicht einfach nur unterhält – sondern auch viele wertvolle Ansätze und Ideen für das echte Leben bietet!

Mir war klar, dass ich die Sache selbst in die Hand nehmen musste. Also ging ich im September 2019 mit diesem großen Vorhaben an die Öffentlichkeit und begann zeitgleich ein Budget aufzustellen – und zwar auf Basis einer Idee, die ich aus meinem Roman »Der Freizeitpionier« entlehnt hatte. Die Idee war, für diese erste Phase Dinge zu Geld zu machen, die für den Großteil der Leute keinen Wert mehr hatten und die ich somit leicht zur Verfügung gestellt bekommen würde: Ich verkaufte alte Sachen auf einem Flohmarkt, bekam ein stillgelegtes Auto, um es für das Filmbudget zu verkaufen, und erhielt eine Altmetall-Spende, um mittels Recycling das Budget weiter aufzustocken.

Für eine professionelle Filmproduktion fehlte dem Betrag nun, kurz vor Weihnachten 2019, wohl noch mehr als ein Paar Nullen, doch das Vorhaben stand auch noch ganz am Anfang – und lief bis dahin absolut planmäßig.

Im Frühjahr 2020 sollte die 2. Phase starten: Anstatt wie bisher im Alleingang zu arbeiten, konzentrierte ich mich nun darauf die Zusammenarbeit mit regionalen Institutionen zu suchen, sodass ich mehr Öffentlichkeit erreichen könnte und auch das Funding in einem größeren Maßstab betreiben könnte. Eine erste Kollaboration ergab sich bald: Mit der Initiative »Kabel für Kunst« wollte ich in Zusammenarbeit mit der FH Burgenland Sammelstellen für ausgediente Kabel errichten, wobei der Recyclingerlös dem Filmbudget zugutegekommen wäre.

Kaum war diese Aktion soweit organisiert, dass sie starten konnte, hatte die Corona-Pandemie Europa erreicht – und binnen kürzester Zeit fest im Griff.

Die nächsten Wochen über hieß es abwarten. Doch obwohl sich die Situation in Österreich im Frühsommer (vorerst) entspannte, war mir klar, dass mein ursprünglicher Plan nun nicht mehr funktionieren würde. Die Wirtschaft hatte gravierende Einbußen erlitten, die Leute waren verunsichert. In einer weiteren Phase der Idee wäre es darum gegangen, Sponsoren bzw. Investoren für das Projekt zu finden. Doch nun hatten die Unternehmen erst einmal ganz andere Sorgen. Ganz gleich wie gut ich das Vorhaben verkaufen würde – es wäre praktisch chancenlos.

Gegen Ende des Sommers war mir die Idee gekommen, mir von der Corona-Pandemie nicht ins Handwerk pfuschen zu lassen und im Rahmen des Möglichen einen Kurzfilm zu produzieren. Vorerst wohl nicht den professionellen, abendfüllenden Spielfilm, den ich mir vorgestellt hatte – doch zumindest eine teilweise filmische Umsetzung des Materials. Ich konnte mich zum Beispiel auf ein Detail aus dem Roman konzentrieren, wie etwa die Flucht ganz am Anfang der Geschichte.

Ein Ansatz, der wohl überlegt werden wollte: Natürlich kostete auch die Produktion von einem Kurzfilm Geld, auch wenn der Großteil der Arbeit in Eigenleistung erfolgen würde. Vor allem aber bedeutete eine Entscheidung zugunsten der Idee eine sehr umfangreiche Aufgabe zumindest für die nächsten Wochen, wohl eher Monate. Es war nichts, was ich „mal einfach so nebenbei“ machen konnte – die Dreharbeiten würden in nächster Zeit meinen Tagesablauf bestimmen. Allerdings hatte die Idee auch ein interessantes Potential: Mit diesem Film würde endlich „Anschauungsmaterial“ zu meinem Werk entstehen! Damit gäbe es erstmals die Möglichkeit mit dem Roman in Berührung zu kommen, ohne ihn zu lesen. Nachdem schlicht und einfach nicht jeder Mensch leidenschaftlich gerne Romane liest, wäre das definitiv eine gute Sache.

Also hatte ich mich bald für den Kurzfilm entschieden – und damit ging die Vorbereitung los: Zuerst musste ich mir überlegen, was für den Dreh notwendig wäre. Das waren einerseits passende Drehorte, andererseits geeignete Kostüme und Requisiten. Außerdem brauchte ich jemanden, der die Kameraarbeit übernehmen würde.

Die Suche nach Drehorten gestaltete sich für mich relativ einfach … es war als hätte ich den Film unterbewusst schon lange geplant: Ich hatte in den meisten Fällen für sämtliche Szenen auf Anhieb eine Idee für den passenden Drehort – für einen Platz, an dem ich eine im Buch beschriebene Situation möglichst glaubhaft darstellen könnte. Auch was die Kostüme anbelangte, wusste ich genau was ich benötigte und zögerte nicht die notwendigen Kleidungsstücke zu bestellen.

Ein großer Vorteil der Buchvorlage war, dass der Anfang des Buches nötigenfalls auch mit einem einzigen Darsteller auskommen würde – die Rolle von Martin Eichendorf spielte ich selbst. Die Kameraarbeit übernahm die Künstlerin Jasmin Thoma.

Am 15. September 2020 starteten die Dreharbeiten – und liefen von Anfang an gut. Es machte Spaß in die Rolle von Martin Eichendorf zu schlüpfen. Davon abgesehen gelang es uns durchaus passable Aufnahmen herzustellen. Die Locations, die Kostüme, meine Darstellung – das Gesamtbild funktionierte und konnte tatsächlich überzeugen.

Obwohl das Drehen Freude gemacht hat, war es auch mit Zeitdruck verbunden. Viele der Drehorte waren mit dem Auto nicht, oder jedenfalls nicht legal erreichbar, weshalb wir mit der Ausrüstung oft weite Strecken durch den Wald gehen mussten. Dabei musste ich tunlichst darauf achten, dass bloß nichts vergessen würde – ein im Auto liegengelassenes Ausrüstungsteil hätte unter Umständen einen ganzen Drehtag zunichtemachen können. Das war wirklich fordernd: Ich war nicht nur Darsteller und führte Regie, sondern musste mich auch sonst um fast alles kümmern, für das an einem professionellen Set ein ganzes Team zuständig ist.

Da es sich um die Darstellung einer Flucht handelte, waren einige Szenen körperlich sehr fordernd. Abgesehen davon, dass ich oft in vollem Tempo durch das Gelände rennen musste, verlangte mir die Buchvorlage beispielsweise auch ab, barfuß über felsigen Untergrund zu laufen. Auch so manchen Ekel musste ich überwinden, um den Gefangenen auf der Flucht glaubhaft darstellen zu können. Alles in allem habe ich mich beim Dreh wirklich nicht geschont.

Schließlich waren die Dreharbeiten auch begleitet von einem ständigen Bangen, dass das Wetter mitspielen und die Lichtverhältnisse passen würden. Schließlich stand der Herbst vor der Tür und die Außenaufnahmen mussten fertig sein ehe das Laub sich verfärben würde – eine herbstliche Kulisse würde nicht zu dem im Buch beschriebenen Handlungsort passen.

Aufgrund anderer Verpflichtungen – oder aber wegen dem Wetter – konnten wir auch nicht an jedem Tag drehen: Ein bis zwei Drehtage pro Woche waren realistisch.

Der finale Drehtag war der 12. November 2020. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits mit dem Schnitt angefangen. Auch das war eine Pionierleistung: Ich hatte eigens für den Kurzfilm ein Videoschnittprogramm gekauft und musste erst lernen damit richtig umzugehen. Die Produktionsschritt war mit viel Herumprobieren verbunden, doch ich bin auch mit dieser Herausforderung fertiggeworden.

Aus dem vorhandenen Material schuf ich nicht nur einen Film, sondern auch einen Trailer. Dieser erschien am 01. Dezember 2020 auf YouTube.

Dann, genau einen Monat nach dem finalen Drehtag, veröffentlichte ich den Film! »Die Gefängnisinsel – Doku einer Flucht« erschien am 12. Dezember 2020, ebenfalls auf YouTube. Damit bestand ab sofort die Möglichkeit, den Anfang vom Roman »Die Gefängnisinsel« auch in Form von einem 20-minütigen Kurzfilm audiovisuell zu erleben!

Diese erste Filmadaption war nun fertig, nur 15 Monate nachdem ich erste konkrete Verfilmungsabsichten angekündigt hatte. Zwar (noch) nicht in der Dimension, die ich ursprünglich anvisiert hatte, doch dafür schon Jahre früher als geplant – ausgerechnet im Corona-Jahr 2020!

Obwohl der Kurzfilm durchaus vorzeigbar geworden ist, sehe ich darin eher einen Zwischenschritt als ein Endergebnis. Er bietet Anschauungsmaterial – und zeigt was ich mit einem Budget von lediglich 700 Euro bereits umgesetzt habe! Man stelle sich vor was mit entsprechenden Mitteln aus dieser Buchvorlage alles entstehen kann!