München - Uli Hoeneß, ehemaliger Präsident des FC Bayern München, hat im Gefängnis unerwartete Erfahrungen gemacht. "Mich hat verwirrt, dass im Gefängnis meine Menschenkenntnis nicht mehr richtig funktionierte", sagt Hoeneß der Wochenzeitung "Die Zeit".

"Draußen" habe er diesbezüglich eine "98-prozentige Sicherheit" gehabt, so der frühere Bayern-Manager, aber im Gefängnis sei er bedroht und hintergangen worden. Ein Mithäftling, mit dem er regelmäßig Schafkopf spielte, habe ihn heimlich beim Duschen fotografiert, um die Fotos später zu verkaufen. Hoeneß war 2014 zu einer Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung verurteilt worden. Zu Beginn seiner Haft habe er noch große Angst gehabt.

"Zuerst kursierten ja diese Märchen, `für den kommt abends immer der Feinkost Käfer` und so", dann hätten die Mithäftlinge gemerkt, dass das alles Blödsinn sei. "Die große Überraschung für alle war, dass ich total normal war." Später hätte jeden Sonntag eine Reihe von Stühlen vor seiner Zelle gestanden, "wie im Wartezimmer, weil sich andere Häftlinge von mir beraten lassen wollten, was sie später machen könnten". Auch zum Thema Corona hat Hoeneß für manche Mitmenschen Tipps parat: "Ich kann ziemlich militant werden, wenn jemand sich nicht impfen lässt", sagt er.

Erst vor Kurzem habe er eine private Schafkopfrunde abgebrochen, weil sich rausgestellt habe, dass ein Mitspieler ungeimpft sei. "Ich glaube, man muss diese Leute konsequent ausgrenzen, weil es ziemlich rücksichtslos ist, sich nicht impfen zu lassen", sagte er. Auch mit dem ungeimpften Bayern-Profi Joshua Kimmich habe er über das Thema viele Gespräche geführt. "Das war schwer, weil er in einer bestimmten Richtung beeinflusst wurde." Ähnlich sei das bei anderen zunächst ungeimpften Spielern gewesen.

Mit der Pandemiepolitik der alten Bundesregierung zeigt sich Hoeneß unzufrieden, am liebsten hätte er den Impfstoff selber besorgt. "Den Impfstoff und die Masken für unser Land einzukaufen, das hätte mich als Aufgabe gereizt", sagte Hoeneß der "Zeit". "Da wär` ich einfach mit dem nächsten Flieger nach China geflogen und hätte sofort mit allen möglichen Firmen verhandelt." Von Spahn, aber auch vom ehemaligen CDU-Kanzlerkandidaten Laschet, sei er enttäuscht gewesen: "Die CDU hat ja mehr miteinander gestritten, als einen vernünftigen Wahlkampf zu machen", so der bekennende CSU-Wähler.

Foto: Gefängnis (über dts Nachrichtenagentur)

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