Berlin - Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat im Vorfeld des US-Klimagipfels auf einen höheren Klimaschutzbeitrag anderer Industrieländer gepocht, um die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen. "Wir Europäer brauchen uns mit unserem Klimaziel nicht zu verstecken, ganz im Gegenteil", sagte sie der "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe).
"Europa ist der Schrittmacher beim weltweiten Klimaschutz." Die Europäische Union habe mit ihrem höheren Klimaziel für 2030 die neue Messlatte gelegt. "Das hat eine erfreuliche globale Dynamik ausgelöst", sagte Schulze. Sie nahm andere Treibhausgas-Emittenten in die Pflicht. "Jetzt kommt es darauf an, dass möglichst alle anderen großen Volkswirtschaften nachziehen. Denn dieses Jahrzehnt muss weltweit zu einem Jahrzehnt des sozial-ökologischen Umbaus der Weltwirtschaft werden, weg von fossilen Brennstoffen, hin zu zukunftsfähigen Arbeitsplätzen, gesunder Umwelt und mehr Klimaverträglichkeit", sagte die Sozialdemokratin. Man befinde sich an einer "entscheidenden Wegmarke". Die Weltgemeinschaft habe jetzt die Chance, wesentliche Fortschritte in Richtung Klimaneutralität zu machen. "Noch vor wenigen Jahren war die Welt auf einem Kurs auf 3,5 Grad Erderhitzung, eine unerträgliche Vorstellung", sagte die Ministerin. Jetzt sei die Zwei-Grad-Grenze zum ersten Mal realistisch in Reichweite, und man habe auch das 1,5 Grad-Ziel fest im Blick. "Fünf Jahre nach der Verabschiedung des Paris-Abkommens zeigt sich, dass dieses Abkommen funktioniert", sagte Schulze. Sie zeigte sich optimistisch: "Die Vorstellungskraft, was beim Klimaschutz möglich ist, wächst gerade weltweit rasant." Klimaschutz bestimme zunehmend den Kurs der Wirtschaftspolitik, sagte die Ministerin. "Nach den für die USA verlorenen Jahren unter Donald Trump gibt es endlich eine weltweite Aufbruchsstimmung - auch weil verstanden wird, dass die Technologien der Zukunft die Jobs der Zukunft bringen werden." Am Mittwoch hatten sich die Mitgliedsstaaten der EU dazu verpflichtet, eine Senkung der Treibhausgase um mindestens 55 Prozent bis 2030 und eine Wirtschaft ohne neue Klimalasten bis 2050 zu erreichen. Umweltschützer warnten indes, die Beschlüsse reichten nicht zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird an dem US-Klimagipfel teilnehmen.
Foto: Solaranlage (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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