New York - Der US-Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aufgefordert, sich für die weltweite Freigabe der Corona-Impfpatente einzusetzen. Das sei nicht nur eine Frage der "globalen Fairness", sondern auch des Selbstschutzes für die entwickelte Welt, schreibt er in einem Gastbeitrag für die "Süddeutsche Zeitung" (Freitagausgabe).

Der Ökonom, der an der Columbia-Universität in New York lehrt, wies darauf hin, dass in einem Land wie Kenia bisher nur 2,6 Prozent der Bevölkerung geimpft seien. Daran wird sich nach seiner Meinung auch nicht viel ändern, solange die Impfstoff-Hersteller wie Biontech und Moderna auf ihren Patenten sitzen. Nur die Freigabe der Patente durch die Welthandelsorganisation (WTO) könne dazu führen, die Produktionskapazitäten weltweit zu erhöhen. "Produktionsanlagen im globalen Süden müssen möglichst sofort in Betrieb genommen werden", so Stiglitz.

"Andernfalls haben wir keine realistische Chance, den Kampf gegen die Pandemie in näherer Zukunft zu gewinnen." Er erinnerte daran, dass die im Juli beschlossene globale Mindeststeuer unter anderem auf Olaf Scholz, damals als Bundesfinanzminister, zurückging. Als Kanzler könne Scholz jetzt einen "weiteren wichtigen Schritt hin zur globalen Fairness unternehmen". Deutschland sei in der WTO bisher der wichtigste Bremser, mit der Folge, dass die Impfpatente nicht freigegeben würden.

Foto: Spritze (über dts Nachrichtenagentur)

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