Berlin - Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte warnt vor einer Überlastung der Kinderarztpraxen durch die Zunahme von Infekten bei Kleinkindern. "Gefühlt ist jetzt schon Winter", sagte Bundespressesprecher Jakob Maske dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Dienstagausgaben).

Zwar gebe es keine deutschlandweiten Zahlen, auch weil nicht alle Arztpraxen ihre Fälle melden würden. "Aber es lässt sich deutlich sagen: Es ist mehr zu tun als sonst zu dieser Jahreszeit." Kinderärzte und -ärztinnen sowie Praxispersonal "gehen schon jetzt auf dem Zahnfleisch", sagte er weiter. "Die Auslastung ist enorm." Maske erklärte das derzeit vermehrte Auftreten von Atemwegserkrankungen bei Kleinkindern vor allem damit, dass durch die Corona-Schutzmaßnahmen und die Lockdowns solche Infekte für längere Zeit weitgehend verhindert wurden. "In der aktuellen Ballung sehen wir einen Nachholeffekt, weil solche Infekte in den letzten zehn, elf Monaten eher nicht stattgefunden haben." Menschen hätten Maske getragen, Kinder seien durch die Lockdowns zu Hause geblieben. "Das hat vor Infektionen geschützt", sagte er. "Auffallend ist, dass wir die Erkrankungen schon seit August sehen." Geschwächte Immunsysteme als Grund für die Erkältungswelle schloss er hingegen aus. Maske sagte, dass Infekte das Immunsystem von Kleinkindern schulen und der Entwicklung von Allergien vorbeugen. "Kinder in besonders chemischen Haushalten, die sehr steril gehalten werden, entwickeln deutlich öfter Allergien." Im ersten Jahr im Kindergarten machten Kinder in der Regel zehn bis 15 verschiedene Infekte durch, so Maske. "Das ist normal und auch nicht schlecht für den Körper", sagte er. "Wenn man Infekte durchgemacht hat, bekommt man sie in der Regel nicht wieder."

Foto: Behandlungszimmer beim Arzt (über dts Nachrichtenagentur)

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