Berlin - Bei dem Versuch, eine Lohn-Preis-Spirale zu durchbrechen, sollte man nicht auf die Gewerkschaften setzen. Verdi-Chef Frank Werneke fordert Lohnsteigerungen, die die Inflation mindestens ausgleichen.
"Bei allen anstehenden Tarifrunden werden wir anstreben, die Einkommen unserer Mitglieder zu sichern, das heißt, die Preissteigerungsrate auszugleichen, und wenn es geht, natürlich noch einen Reallohnzuwachs zu erreichen", sagte Werneke am Donnerstag "RTL Direkt". Das werde "nicht einfach werden", fügte er hinzu. Er rechne damit, dass die Arbeitgeber bei den Tarifrunden in den kommenden Monaten - unter anderem bei Metall- und Elektro, der Telekom, dem öffentlichen Dienst und dem Einzelhandel - versuchen würden, mit schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu argumentieren. Wenn nötig, werde man zu Arbeitskampfmaßnahmen greifen, so Wernike mit Hinweis auf die Verhandlungen in der Luftsicherheitsbranche: "Dort haben wir nach sehr, sehr intensiven Streiks eine Lohnsteigerung von fast 20 Prozent in zwei Jahren durchgesetzt."
Es gebe keinen Grund, zu befürchten, dass hohe Lohnabschlüsse die Inflation weiter anheizen könnten: "Die Lohn-Preis-Spirale ist eine große Mär", sagte Wernike weiter: "Wenn die Löhne und Gehälter auf dem Niveau der Preise steigen, entsteht keine Lohn-Preis-Spirale, das ist völliger Unfug." Derzeit sei es vielmehr sehr schwierig, "Tarifsteigerungen durchzusetzen, die auch nur annähernd in die Nähe der Inflationsrate kommen". Wernike fordert zusätzliche staatliche Maßnahmen, um die Menschen zu entlasten: "Deshalb ist die heute erhobene Forderung richtig, die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel auszusetzen. Und ich bin der Meinung, dass die Energiepreise für Familien gedeckelt werden müssen, etwa durch einen Gaspreisdeckel."
Foto: Verdi (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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