Berlin - Die Verkehrsunternehmen haben Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) als Start des 9-Euro-Monatstickets den 1. Juni vorgeschlagen. Bis dahin könnten die Voraussetzungen für die Einführung geschaffen werden, sagte der Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Ingo Wortmann, den Zeitungen der "Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft".

Die Bundesregierung hatte vor über einer Woche ein Energie-Entlastungspaket beschlossen. Eine der Ideen umfasst, für drei Monate ein 9-Euro-Monatsticket einzuführen. Wenn es nach Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) geht, soll das Ticket ausschließlich online verfügbar sein. So könnte der Aufwand reduziert werden, Ticket-Automaten umzuprogrammieren.

VDV-Präsident Wortmann hält das für nicht praktikabel. "Wir stellen fest, dass immer noch sehr viele Fahrgäste an Automaten kaufen. Entweder, weil sie die Tickets online nicht kaufen wollen oder nicht kaufen können, da sie keine digitalen Endgeräte haben." Insbesondere ältere Kunden würde so der Weg zum Billig-Ticket versperrt.

Ein "analoger Weg" über Automaten sei sinnvoll und notwendig. Sollte das Ticket im Juni kommen, müssen sich Pendler auf volle Züge und Busse einstellen. Denn auf einen Ansturm neuer potenzieller Kunden könnten sich die Verkehrsunternehmen nur "sehr schlecht vorbereiten", sagte Wortmann. "Wir haben weder Fahrzeuge noch Fahrer für solche Fahrgastzuwächse in Reserve."

Auch wenn man "eine gewisse Betriebsreserve" habe, gehe ad hoc nicht mehr. Das Überweisen der Differenz zwischen 9-Euro-Ticket und den derzeitigen Monatstickets der Stammkunden sei hingegen kein Problem. "Das haben wir auch bei der Mehrwertsteuersenkung im zweiten Halbjahr 2020 hinbekommen." Es sei ein Aufwand, aber er sei "beherrschbar", sagte Wortmann.

Von der Idee des günstigen Tickets seien die Verkehrsunternehmen überrascht worden. "Wir hätten uns gewünscht, dass man diese Vorschläge mit uns diskutiert, um einen praktikablen Weg zu finden", sagte der VDV-Präsident. Stattdessen habe er aus der Zeitung und Online-Medien davon erfahren. "Wir versuchen jetzt schlichtweg, das Beste draus zu machen. Denn wir wollen nicht, dass die an sich gute Idee am Ende negativ ankommt."

Foto: Menschen in einer U-Bahn (über dts Nachrichtenagentur)

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