Berlin - Um die Belastungen der Abiturienten durch die Pandemie auszugleichen, erleichtern viele Länder die Prüfungen mit zahlreichen Sonderregeln. Der erlaubte Ausnahmekatalog der Kultusministerkonferenz wird jedoch sehr unterschiedlich genutzt, schreibt das "Handelsblatt" (Freitagausgabe) unter Berufung auf eine Umfrage unter den Bundesländern.

Besonders kulant sind Baden-Württemberg und Hamburg. Im Südwesten werden die Prüfungen um drei bis vier Wochen nach hinten geschoben, damit mehr Zeit zur Vorbereitung bleibt. Auch erhalten die Lehrer im Südwesten mehr Aufgaben zur Auswahl – damit sie diejenigen aussuchen können, die "ausführlich im Unterricht behandelt wurden", sagte ein Sprecher der baden-württembergischen Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Daneben ist generell nur das "Kerncurriculum" prüfungsrelevant – also etwa drei Viertel des Stoffs.

Schließlich sollen die Lehrer wie schon 2020 die besondere Situation bei der Korrektur "mit pädagogischem Augenmaß berücksichtigen", wie es heißt. Es gehe nicht darum, dass den Schülern der Abschluss geschenkt werde, "denn das würde im späteren Berufsleben zu Nachteilen führen", sagte Eisenmann. "Es geht um faire Rahmenbedingungen für die Prüfungen. Die werden wir ermöglichen."

Hamburg verschiebt das Abi zwar nur um eine Woche – mehr ging nicht wegen der frühen Sommerferien, dafür wird die Zeit der einzelnen Prüfungen um eine halbe Stunde verlängert. Die Themen konzentrieren sich auf die Hälfte des Stoffs – und die Schüler werden frühzeitig informiert, welche das sind. Auch bittet der Hamburger Schulsenator die Lehrkräfte explizit um "rücksichtsvolle Korrektur". Wegen des Unterrichtsausfalls sollen sie ihre "Spielräume" bei der Bewertung überall dort nutzen, wo es solche gibt.

Zudem werden im letzten Halbjahr weniger Klausuren geschrieben. Wer möchte, kann jedoch freiwillig an einer Klausur teilnehmen oder eine Ersatzarbeit abliefern. So großzügig sind nicht alle Länder, die meisten haben weniger Sonderregeln erlassen. Thüringen etwa hat das Abitur zwar um dreieinhalb Wochen verschoben, erwägt darüber hinaus aber nun mehr Wahlmöglichkeiten.

Das prüft auch Sachsen-Anhalt, dort bleibt es aber beim ursprünglichen Abiturtermin. NRW verschiebt um neun Tage. Zusätzlich wird es auch an Rhein und Ruhr zusätzliche Aufgaben geben, damit die Lehrer eine größere Auswahl haben. Letzteres gilt auch für Brandenburg.

Ob das Abitur dort später stattfinden darf, ist noch nicht entschieden. Eine besonders lange Schonfrist bekommen die hessischen Schüler. Dort verschiebt sich das Abitur wegen der Osterferien sogar um fünf Wochen. Auch Hessens Kultusminister Andreas Lorz lässt zusätzliche Aufgaben zu, verspricht aber zugleich: "Mit uns wird es keinen Abschluss light geben."

Es bleibe bei den "hohen Anforderungen des hessischen Landesabiturs". Alle anderen Länder liegen bei den Terminen und bei den Erleichterungen im Mittelfeld. Die meisten halten sich weitere Erleichterungen offen.

Foto: Stühle im Flur einer Schule (über dts Nachrichtenagentur)

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