Heidelberg - Der Heidelberger Virologe Marco Binder geht davon aus, dass das individuelle Ansteckungsrisiko in Alltagssituationen durch die inzwischen dominante Corona-Mutante B117 höher ausfällt. "Man muss in der Tat von einem erhöhten Risiko ausgehen, auch wenn man Abstand hält oder lediglich zusammen in einem Fahrzeug sitzt", sagte der zu Sars-CoV-2 forschende Wissenschaftler dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Samstagausgaben).

Analysen von Gesundheitsämtern in Großbritannien hätten gezeigt, dass bei B117-Fällen circa 34 Prozent mehr Kontakte angesteckt wurden als bei Wildtyp-Fällen mit elf Prozent. Auch im Freien erhöhe sich das Infektionsrisiko in diesem Maße, bleibe aber trotzdem relativ gering. "Wir gehen von einem circa 20-fach niedrigeren Ansteckungsrisiko im Freien aus als in geschlossenen Räumen", sagte der am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg forschende Virologe dem RND. "Ich gehe darum nicht davon aus, dass durch das Vorherrschen der neuen Variante nun eine nennenswerte Gefahr besteht, sich im Vorbeigehen an Passanten, oder auch am entgegenkommenden Jogger anzustecken." Binder erinnerte angesichts der sich beschleunigenden Infektionsdynamik daran, dass sich mit steigender Inzidenz das Ansteckungsrisiko ganz allgemein erhöhe.

"Wenn in der Bevölkerung die Fallzahlen insgesamt ansteigen, dann erhöht sich in gleichem Maße auch die Chance, dass eine beliebige Person, der man im Alltag begegnet, Virusträger ist", so der Virologe. Darum sei es, gerade jetzt mit der neuen Variante, umso wichtiger, dass jeder einzelne darauf achte, nicht zur weiteren Ausbreitung des Coronavirus beizutragen. "Ich sehe nicht die Notwendigkeit, an unseren verinnerlichten Maßnahmen etwas zu verändern", sagte Binder. "Wir müssen sie nur wieder konsequenter anwenden und uns so wenig Ausnahmen wie nur möglich erlauben."

Foto: Warteschlange vor einem Supermarkt (über dts Nachrichtenagentur)

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