Kennst du die Geschichte von Lady Macbeth?

Diese Dame stiftete ihren Ehemann zum Mord an. Unglücklicherweise entwickelte sie danach einen Waschzwang, denn sie könnte nicht aufhören, sich vorzustellen, dass sie Blutflecken an den Händen hatte.

Mit Händewaschen kann man die Psyche erreichen, und das nicht zu knapp.

Du kannst dich durch Waschen bestimmter Körperteile von bestimmten Gefühlen regelrecht reinwaschen.

Aber nicht nur negative, sondern auch positive Gefühle.

Du kannst einfach von vorn anfangen.


Früher bestrafte man Lügner, indem man ihnen den Mund mit Seife auswusch. Das sollte die Lüge fortspülen.

Und Händewaschen spülte anscheinend, in unserem Gefühl, Handlungen ab.

Und das nennt sich Lady-Macbeth-Effekt, nach der Dame mit dem Waschzwang.

Der Effekt ist so gut wie nachgewiesen.

Wissenschaftler ließen 150 Probanden an Glücksspielen teilnehmen. Dabei konnten sie Geld gewinnen oder verlieren.

In einer "Pause" nach zwei Spielen wurde ihnen gesagt, dass sie eine Seife testen sollten. Einige sollten nur Geruch und Verpackung beurteilen, andere sollten sich die Hände waschen.

Dann kam das dritte Spiel.

Normalerweise werden Menschen, die im Spiel Glück hatten, immer mehr riskieren. Und das war auch hier so. Die, die gewonnen hatten, setzen nun im Schnitt doppelt soviel Geld ein.

Nicht so die, die sich die Hände gewaschen hatten.

Die Leute mit den sauberen Händen hatten sich vom Glück reingewaschen und fingen regelrecht so an, als hätten sie noch nicht gespielt.

Und bei den Pechvögeln war es anders herum.

Wer verloren hatte und danach seine Hände gereinigt hatte, begann mit höheren Einsätzen.

Es scheint also tatsächlich so zu sein, dass in unserem Gefühl Glück und Pech an unseren Händen kleben.

Eine Art Kontamination.

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Ein andere Herangehensweise, um diesen Effekt zu beweisen war so:

Während eines Experiments wurde eine Gruppe von Teilnehmern gebeten, sich an etwas Gutes zu erinnern, das sie getan hatten, und eine andere Gruppe sollte an eine ihrer schlechten Taten denken.

Dann wurden sie gebeten, fehlende Buchstaben in die Wörter in Buchstabenreihen einzusetzen.

W_ _H

SH_ _ER

S_ _P

Die Leute, die in Gedanken bei ihren schlechten Taten waren, füllte 60 % öfter die Buchstaben so ein, dass WASH (waschen), SHOWER (Dusche) und SOAP (Seife) herauskam.

Die mit den guten Taten im Sinn füllten die Worte oft zu WISH (Wunsch), SHAKER und STOP auf.


Man testete auch eine Gruppe Teilnehmer, von denen einige mündlich lügen sollten und andere sollten eine Lüge schreiben.

Wenn die Lügner die Wahl zwischen einer Munddesinfektion und einer Handseife hatten, reinigten sie lieber ihren Mund.

Die schreibenden Lügner reinigten ihre Hände.


Diese Prozesse laufen anscheinend völlig unbewusst ab.

Und ich verstehe, wie es zustande kommt, dass es in vielen Religionen vor den Gebeten rituelle Waschungen gibt.

(Braut wird zum Badehaus gebracht, um sie rituell zu waschen)

(Moslems bei ihren Waschungen)

(Rituelle Waschung in Japan)

Ich finde den Effekt extrem beeindruckend und werde versuchen, daran zu denken, ihn demnächst bewusst zu nutzen.

Und ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Mechanismus Leute mit einem Waschzwang betrifft.

Vielleicht könnte das bewusste Wissen darüber ihnen helfen, sich davon zu befreien.

Lady Macbeth effect - Wikipedia

Ritual purification - Wikipedia

Dirty hands and dirty mouths: embodiment of the moral-purity metaphor is specific to the motor modality involved in moral transgression. | Semantic Scholar

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