Berlin - Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Weltärztebundes, geht davon aus, dass der derzeitige harte Lockdown in Deutschland "über den Januar hinaus" verlängert werden muss. "Wenn sich alle strikt an die Beschränkungen hielten, würden wir das Ziel erst frühestens zum 20. Januar erreichen. Es wird mit Sicherheit noch später werden", sagte er der "Passauer Neuen Presse".

Die hohen aktuellen Infektionszahlen würden erst in vier bis fünf Wochen zu einer deutlich höheren Zahl von Todesfällen führen. "Deswegen werden wir den Lockdown weiter verlängern müssen über den Januar hinaus." Montgomery brachte zudem einen niedrigeren Inzidenzwert ins Spiel, bei dessen Erreichen der harte Lockdown beendet werden kann.

Bisher liege der Zielwert bei 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. "Besser wären nur 35 pro 100.000", forderte der Weltärztechef. Montgomery rief dazu auf, sich an Weihnachten mit Familienbesuchen zurückzuhalten. "Vielleicht ist es besser, Oma und Opa zu schützen, indem man sich nicht mit ihnen trifft. Dann hat man eine höhere Gewähr, dass man sie auch im nächsten Jahr noch treffen kann", sagte er.

Der Politik warf der Präsident des Weltärztebundes vor, sie habe beim schwierigen Thema Triage "den gesamten Sommer verschlafen". Wenn die Politik der Meinung sei, "das sei ihre Aufgabe, hätte sie monatelang Zeit gehabt, sich darum zu kümmern". Jetzt stehe die Entscheidung unmittelbar vor der Tür.

"Da ist eine sachgerechte, moralisch-ethisch tragbare Debatte mit der Politik kaum mehr möglich", kritisierte Montgomery.

Foto: Fahrgäste mit Mund-Nasen-Schutz (über dts Nachrichtenagentur)

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