Berlin - 84.000 Angestellte im Einzelhandel müssen aufstocken, weil ihr Lohn nicht ausreicht, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Das berichtet das Portal "Business Insider" unter Berufung auf die Antwort der Bundesagentur für Arbeit auf eine Anfrage des Linken-Politikers Pascal Meiser.

Die Zahl der Aufstocker liege auf dem hohen Niveau, weil die Tarifbindung im Einzelhandel auf einem Tief von 31 Prozent verharre und die Löhne darunter litten, kritisiert die Gewerkschaft Verdi. Gerade Großkonzerne zahlten keine Tariflöhne. Die Quote der Angestellten in Teilzeit steigt im Einzelhandel seit Jahren. Während 2011 noch 1.088.980 von ihnen in Teilzeit waren, sind es heute 1.100.019, ein Zuwachs von rund 12.000 Angestellten.

Gerade die Teilzeitkräfte seien etwa alleinerziehende Eltern - oft Mütter - die mit ihrem Salär am Ende des Monats ihre Familie nicht ernähren könnten, zitiert das Portal aus Branchenkreisen. Die Gehälter seien schlicht zu gering. Verdi kritisierte die fallende Tarifbindung und die Konzerne und ihre Niedriglöhne dafür, dass so viele Angestellte trotz Arbeit auf Hilfe der Allgemeinheit angewiesen seien. "Große Konzerne nutzen Löhne und Gehälter der Beschäftigten als Spielball im Vernichtungswettbewerb mit ihrer Konkurrenz. Niedriglöhne sind das Mittel der Auseinandersetzung - wer die niedrigsten Kosten beim Personal hat, setzt sich durch. Und verdient sich dabei eine goldene Nase", sagte Bundesfachgruppenleiter für den Einzel- und Versandhandel bei Verdi, Orhan Akman, dem Portal.

Die Allgemeinheit dürfe dafür zweimal draufzahlen: Einmal, um das Gehalt aufzubessern und später auch die Rente. Die Löhne der Beschäftigten im Einzelhandel seien teils so niedrig, dass es für eine spätere Rente nicht reiche, sagte Akman.

Es sei eine bittere Lebenslage, in der sich die Betroffenen befänden. Denn sie arbeiteten hart, müssten aber trotzdem später beim Amt noch die Hand aufhalten, fügte er hinzu. Wer es ernst meine mit dem "viel bekundeten Respekt" für Verkäufer, der müsse sich auch darum kümmern, dass diese "anständig bezahlt werden", sagte Linken-Politiker Pascal Meiser. Es sei ein Armutszeugnis für die noch amtierende Große Koalition, dass sie nichts unternommen habe, um die Tarifbindung im Einzelhandel wieder zu erhöhen.

Foto: Supermarkt (über dts Nachrichtenagentur)

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