Berlin - Vor den strikten Homeoffice-Regeln für Firmen, die ab dem kommenden Mittwoch gelten, zeigt sich: Viele deutsche Ämter sind selbst nicht in der Lage, diese Vorgaben umzusetzen. Eine Umfrage der "Welt am Sonntag" bei 14 großen Städten und 16 Bundesbehörden ergab, dass dort teilweise weniger als die Hälfte der Mitarbeiter im Innendienst von zuhause aus arbeiten kann.
Am schlechtesten ist demnach die Kieler Stadtverwaltung für corona-sichere Arbeit am heimischen Schreibtisch aufgestellt: Dort können lediglich 17 Prozent der Mitarbeiter Homeoffice machen. Ebenfalls besonders schlecht schneiden die Stadtverwaltungen von Erfurt (20,4 Prozent), Frankfurt am Main (28 Prozent), Rostock ("bis zu 30 Prozent") und Leipzig (33 Prozent) ab. Die befragten Bundesbehörden sind insgesamt etwas besser für Heimarbeit aufgestellt, doch auch dort gibt es Ausreißer wie etwa das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, wo 45 Prozent der Mitarbeiter derzeit von zuhause arbeiten können. Als Gründe für die Umsetzungsprobleme gaben die Verwaltungen und Behörden überwiegend an, erst kürzlich Arbeitsgeräte wie Laptops und Server bestellt zu haben und nun vor Lieferengpässen zu stehen. Zudem seien viele Akten nach wie vor nicht digitalisiert, was Präsenzarbeit notwendig mache. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte der "Welt am Sonntag", das Ergebnis der Umfrage zeige ein ernstes Versäumnis. "Natürlich können wir jetzt nicht in wenigen Tagen nachholen, was jahrelang bei der Digitalisierung verschlafen wurde." Aber was machbar sei, müsse jetzt gemacht werden. "Die Arbeitsschutzregeln gelten für öffentliche Behörden und Wirtschaft gleich." Der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Rainer Dulger, forderte: "Wer von den Privaten fordert, muss auch selbst Vorbild sein."
Foto: Schreibtisch (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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