Berlin - Neun Tage nach der ersten bundesweiten Lieferung des Impfstoffs von Astrazeneca gehen die Länder sehr verhalten mit dem Mittel um, und impfen viel weniger, als sie könnten. Bundesweit wurden seit 7. Februar gerade mal rund 64.869 der bislang 736.800 gelieferten Dosen verimpft, wie Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) und des Gesundheitsministeriums vom Dienstag zeigen.

Besonders zurückhaltend ist man in Brandenburg, wo gerade erst 57 mal Astrazeneca verabreicht wurde, obwohl über 20.000 Dosen gelagert sind. Und dabei müssten die Länder nicht sparsam sein, da bis Ende Februar weitere 1,8 Millionen Dosen geliefert werden sollen, und zudem das Gesundheitsministerium empfiehlt, keine zweite Dosis für jeden Impfling zurückzuhalten, wie dies bei Biontech/Pfizer und Moderna meist gehandhabt wird. Grund für die Zurückhaltung der Länder sei Verunsicherung, ob das Mittel ausreichend wirksam ist, schreibt das Magazin "Business Insider". Studien hatten eine Wirksamkeit von 70 Prozent ermittelt, rund 20 Prozent weniger als bei den Impfstoffen von Biontech und Moderna.

Dazu soll das Mittel aufgrund einer umstrittenen Datenlage aktueller Studien in Deutschland nur für unter 65-Jährige verimpft werden. Impftermine würden darum "massenhaft" ausfallen, berichtet "Business Insider" unter Berufung auf Kreise des Gesundheitsministeriums. Eine Sprecherin des Saarländer Gesundheitsministeriums bestätigt für ihr Land: "Uns sind Fälle bekannt, bei denen Personen das Impfangebot mit Astrazeneca ablehnen". Die Termine würden dann an andere Menschen gegeben, da man sich aktuell nicht aussuchen kann, mit welchem Mittel man geimpft wird.

Auch der Chef eines Impfzentrums einer deutschen Millionen-Metropole soll "Business Insider" gesagt haben, dass man wegen der Skepsis hinsichtlich der Wirkung des Mittels zurückhaltend mit dem Impfstoff arbeite. Selbst die Behörden seien skeptisch, sodass Impf-Einladungen teilweise bewusst noch nicht an unter 65-Jährige verschickt worden seien, obwohl die Dosen bereitstehen. Stattdessen konzentriere man sich weiter auf die Hochbetagten. Experten verweisen darauf, dass auch eine Wirksamkeit von 70 Prozent im Vergleich mit Impfstoffen zu anderen Krankheiten sehr hoch ist, und sich vermutlich auch mit einem solchen Wirkungsgrad die Pandemie schließlich stoppen lassen könnte.

Foto: Impfzentrum (über dts Nachrichtenagentur)

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