Frankfurt/Main - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert scharf, dass Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten sich nicht auf ein Maßnahmenpaket für die Schulen verständigt haben, und wirft den Verantwortlichen "politisches Abenteurertum" vor. "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben: Es ist völlig unverständlich und sachlich nicht begründet, warum sich die Länder gegen Wechselunterricht wehren, der für die Schülerinnen und Schüler ab der Sekundarstufe I gut umzusetzen ist", sagte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Dienstagausgaben).

Auch wenn es schwierig werde: "Für die Grundschulen muss so schnell wie möglich nach zusätzlichen Räumen gesucht werden, damit die Abstände in den Klassen gehalten werden können", führte Tepe zudem aus. Im ursprünglichen Papier für die Videoschalte zwischen Kanzlerin und Ministerpräsidenten seien beispielsweise die Halbierung der Klassen und die Suche nach zusätzlichen Raumkapazitäten vorgeschlagen worden, um Abstände in den Klassen – ergänzt durch entsprechende Lüftungskonzepte – einhalten zu können, sagte Tepe. "Jetzt ist nicht die Zeit, vernünftige, zielführende Vorschläge vom Tisch zu wischen – in der Hoffnung, die Infektionszahlen würden schon irgendwie sinken", so die Gewerkschaftsvorsitzende. "Das ist vor dem Hintergrund der rund 200.000 Schüler, die laut Kultusministerkonferenz bereits in Quarantäne sind, und der über 3.000 mit Corona infizierten Lehrkräfte verantwortungslos und politisches Abenteurertum."

Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, erklärte, die Länder seien jetzt gefordert nachzuarbeiten. "Von Lehrkräften, Eltern und Schülern dringend erwartete Entscheidungen und mehr Klarheit über das weitere Vorgehen sind zwar nicht aufgehoben, aber mal wieder aufgeschoben", sagte er. "Für das weitere Vorgehen ist es zudem zentral, dass Maßnahmen nicht einfach flächendeckend ohne Rücksicht auf die tatsächlichen Neuinfektionszahlen, die vorhandenen Ressourcen und die notwendige Vorbereitungszeit für die Umsetzung auf bestimmte Beschulungsformen angeordnet werden", sagte Beckmann. Er forderte, es müssten klare Werte benannt werden, bei denen bestimmte Maßnahmen fällig seien.

Verbessert werden müsse auch die Kommunikation zwischen Ministerien und Schulen. "Es geht einfach nicht an, dass Schulleitungen und Lehrkräfte aus der Zeitung oder Montagfrüh um 7 Uhr erfahren, wie sie in dieser Woche zu unterrichten haben", sagte Beckmann.

Foto: Stühle im Flur einer Schule (über dts Nachrichtenagentur)

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