Seattle - US-Investor Bill Gates wirbt für eine Renaissance der Kernkraft im Kampf gegen den Klimawandel. Zugleich lässt er Kritik an der deutschen Energiewende erkennen.
Atomreaktoren abzuschalten "macht es schwerer, Versorgungssicherheit und günstige Preise zu gewährleisten", sagte Gates dem "Handelsblatt". "Wir dürfen keine Lösung ausschließen, solange wir die Kosten und die Sicherheit genau geprüft haben." Für Gates steht fest: "Der Strombedarf wird dramatisch steigen, weil wir nicht nur unsere Autos damit antreiben, sondern auch Häuser damit beheizen und viele Fabriken darauf umstellen müssen." Den Bau von Gaskraftwerken, ein zentrales Element der deutschen Klimastrategie, sieht Gates dagegen kritisch: "Erdgas ist keine echte Brückentechnologie", argumentierte der Philanthrop kurz vor der Weltklimakonferenz in Glasgow.
"Kredite für neue Kraftwerke laufen 30 oder 40 Jahre, während Deutschland die Verpflichtung eingegangen ist, bis 2045 klimaneutral zu werden." Um dieses Ziel zu erreichen, könnte der Lebenszyklus eines neuen Kraftwerks unnatürlich kurz sein, mahnte Gates. Angesichts der hohen Energiepreise warnte der Microsoft-Gründer vor einer neuen "Gelbwesten"-Bewegung: "Wir wissen nicht, wie weit die Bereitschaft geht, Opfer für den Klimaschutz zu erbringen." Als Ausweg aus der Klimakrise sieht er Innovationen.
Mit seiner Investitionsgesellschaft Breakthrough Energy fördert der 66-Jährige weltweit vielversprechende Forschungsansätze und Greentech-Firmen - gerade auch im Nuklearbereich. Ein Fokus der neuen deutschen Regierung sollte angesichts der zahlreichen Arbeitsplätze und der hohen Fachkompetenz auf Elektroautos liegen. Mögliche Subventionen für das Tesla-Werk in Grünheide lehnt Gates nicht grundsätzlich ab, bezeichnet sie aber als "Krücke". Subventionen seien "schwierig" und würden langfristig nicht funktionieren.
Foto: Bill Gates (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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