Moskau - Der aktuelle, durch die Pandemie ausgelöste Digitalisierungsschub sorgt für eine "Sonderkonjunktur" bei Onlinekriminellen. Das sagte der IT-Sicherheitsunternehmer Eugene Kaspersky dem "Spiegel".
"Unsere Experten beobachten weltweit einen Anstieg digitaler Verbrechen um 25 Prozent", so der Gründer des gleichnamigen international tätigen Unternehmens mit Hauptsitz in Moskau. Besonders beschäftigten ihn die verbreiteten Angriffe mit Erpressungstrojanern auf Gesundheitseinrichtungen wie die Universitätsklinik Düsseldorf in diesem September. "Solche Attacken auf Krankenhäuser, dazu noch in Corona-Zeiten, sind für mich Terrorismus, und genauso entschlossen müssten sie bekämpft werden." Eigentlich ließen sich derlei Angriffe inzwischen gut ermitteln.
Dazu bedürfe es allerdings einer länderübergreifenden Zusammenarbeit der Behörden, daran hapere es aktuell. "Wegen der geopolitischen Spannungen zwischen den USA, China und Russland findet praktisch kein Austausch zwischen den Ermittlern statt. Das ist wirklich ein Problem", so Kaspersky. Es habe in der Vergangenheit gute Ansätze gegeben, "dann ist alles wieder kollabiert".
Durch die weitere schnell voranschreitende Vernetzung und die wachsende Abhängigkeit von funktionierenden Netzen werde ein konzertiertes Vorgehen noch wichtiger: "Wir müssen anfangen, Netzterrorismus gemeinsam zu bekämpfen, sonst sehe ich schwarz." 2017 hatten die USA dem Unternehmen unterstellt, seine Software diene als Spionagevehikel für russische Dienste. Diese Vorwürfe seien "rein politisch motiviert" gewesen, so Kaspersky im "Spiegel"-Interview. Ähnlich beurteilt er auch den Bann chinesischer Anbieter beim Aufbau von 5G-Netzen in immer mehr Ländern: "Das Schöne an Technologie ist: Wenn etwas faul ist, kann man es nachweisen." Er habe "in all den Behauptungen rund um 5G und diese Unternehmen bislang absolut nichts dergleichen gesehen".
Foto: Computer-Nutzer (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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