Teil 6:
Weil 6:
Möchte man sich schlau darüber machen, was Naturheilkunde ist, so findet man viele verschiedenen Definitionen.
Ich definiere Naturheilkunde als das Heilen mit Hilfe der Natur. So können Pflanzen bei verschiedenen Krankheiten eingesetzt werden, um diese zu heilen.
Man spricht von Phytopharmaka und unterscheidet rationale Phytopharmaka von Traditionellen Phytopharmaka.
Traditionelle Phytopharmaka beruhen auf Erfahrung, sie müssen seit mindesten 30 Jahren in der Medizin eingesetzt worden sein und brauchen keine Wirknachweise erbringen, also nicht zugelassen werden.
Rationale Phytopharmaka hingegen haben eine durch Studien nachgewiesene Wirkung. Sie werden durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zugelassen und enthalten ein Gemisch vieler chemischer Verbindungen. Man bezeichnet sie deshalb auch als Vielstoffgemische. Diese chemischen Verbindungen können im Organismus eine Wirkung auslösen.
Pflanzen enthalten also mehr Chemie als synthetisch hergestellte Präparate.
Pflanzen sind nicht per se ungefährlich. Es gibt unzählige giftige Pflanzen. Die Annahme, dass pflanzliche Arzneimittel besser sind, als synthetisch hergestellte, ist Unsinn.
Die Homöopathie hingegen bedient sich zwar auch den Pflanzen als Ursprung, allerdings wird der konzentrierte pflanzliche Auszug — die Urtinktur — anschließend so stark verdünnt, dass von der Pflanze nicht mehr viel übrig bleibt. Häufig bleibt gar nichts mehr übrig. Dass durch das Verdünnen und das zugehörige Schütteln (“Potenzieren”) die Wirkung des homöopathischen “Arzneimittels” verstärkt wird, widerspricht nicht nur der Logik, sondern auch den Naturgesetzen.
Da viele Ausgangsstoffe giftig sind, wie zum Beispiel die der Tollkirsche (Belladonna), kann man froh sein, dass im Ausgangsprodukt keine bis fast keine Tollkirsche mehr vorhanden ist.
Ist die Homöopathie sanft?
Die Homöopathie gilt als sanft, weil sie keine Nebenwirkungen hat. Blöderweise hat sie auch keine Hauptwirkung.
Die Homöopathie deshalb als sanft zu bezeichnen, weil sie keine Nebenwirkungen hat, ist sinnlos.
Sie als sinnlos zu bezeichnen, weil sie keine Hauptwirkung hat, enthält mehr Logik, als die Homöopathie selbst.
Ist die Homöopathie günstig?
Wenn man sein Geld für Homöopathie verschwendet, die bekanntermaßen keine über den Placeboeffekt hinausgehende Wirkung hat, dann ist sie nicht günstig. Egal, was sie kostet. Und dafür, dass Globuli letztendlich nur aus Zucker bestehen, kostet sie eine Menge.
Dass Krankenkassen Homöopathie für Kinder unter 18 Jahren und in Ausnahmefällen auch für Erwachsene bezahlen, auf Kosten der Allgemeinheit ist nicht akzeptabel.
Zur Erinnerung: C1000 bedeutet, es liegt eine Verdünnung im Verhältnis 1:100¹⁰⁰⁰ vor. Es wurde also ganze 1000 Mal 1:100 verdünnt. Wem’s Spaß macht.
Das Beste ist, dass eine homöopathische Firma einfach behaupten könnte, dass sie die Verdünnung auch wirklich hergestellt hat. Keiner kann das Gegenteil beweisen.
Letztendlich ist die Homöopathie keine Naturheilkunde, da sie — um sich Naturheilkunde nennen zu dürfen — durch Natur heilen können müsste, was sie jedoch nicht kann.
Die Homöopathie wirkt nicht natürlich, sie wirkt natürlich nicht.
Teil 7:
Weil 7:
Protonenpumpenhemmer (PPI) wie Pantoprazol oder Omeprazol sind Prodrugs, d.h. sie müssen nach Aufnahme erst noch durch Säure in ihre wirksame Form überführt werden. Allerdings dürfen sie nicht sofort im Magen aktiviert werden, da sie dann nicht mehr an ihren Wirkort — die Belegzellen im Magen — gelangen können.
Deshalb bekommen PPI einen magensaftresistenten Überzug, der sie vor der Magensäure schützt und sich erst auflöst, wenn der pH-Wert alkalisch ist: Im Dünndarm.
Nach dem Essen ist der pH-Wert im Magen erhöht und der magensaftresistente Überzug würde sich schon dort auflösen.
Vom Dünndarm aus wird der Wirkstoff aufgenommen und gelangt über den Blutkreislauf zu den Magensäure produzierenden Belegzellen und inaktiviert diese. Folglich bildet der Magen weniger Säure.
Da das seine Zeit benötigt, ca 2–3 Stunden, sind Protonenpumpenhemmer nicht als akute Hilfe gegen Sodbrennen geeignet. Hier helfen Antazida.
Bei einer Einmalgabe ist die Einnahme vor dem Frühstück sinnvoller als vor dem Schlafengehen, da durch das anschließende Essen die Aktivität der Protonenpumpen gesteigert wird. Folglich können die Belegzellen besser gehemmt werden. Bei zweimal täglicher Dosis empfiehlt es sich jedoch, die zweite Dosis vor dem Schlafengehen zu nehmen. Es ist darauf zu achten, dass ca. zwei Stunden zuvor nichts mehr gegessen wurde.
Es gilt zu Bedenken, dass die Magensäure auch ihre Funktionen hat. Zum Beispiel tötet sie Bakterien ab, die bei erhöhtem Magen-pH-Wert nicht mehr abgetötet werden können.
Ein weiterer Nachteil ist, dass durch einen höheren pH-Wert im Magen die Aufnahme von Calcium, Magnesium und Vitamin B12 verringert wird. Es kann zu Mangelerscheinungen kommen.
In Deutschland werden Protonenpumpenhemmer viel zu häufig verordnet.
Teil 8:
Weil 8:
Wenn der Blutdruck zu hoch ist und er sich nicht anderweitig senken lässt, müssen Tabletten eingenommen werden, um den Blutdruck zu senken.
Werden sie eingenommen, senken sie den Blutdruck. Werden sie nicht eingenommen, senken sie den Blutdruck nicht. Ganz einfach, möchte man meinen.
Wenn man also eigenmächtig seine Blutdrucktabletten absetzt, steigt der Blutdruck als Konsequenz wieder an.
Betablocker wie Metoprolol beispielsweise blockieren Beta-Rezeptoren, sodass Adrenalin und Noradrenalin nicht mehr andocken können und folglich nicht mehr den Blutdruck erhöhen können. Um dem entgegenzuwirken, bildet der Körper neue Rezeptoren. Wird der Betablocker abrupt abgesetzt, stehen dadurch mehr Betarezeptoren für das Adrenalin und das Noradrenalin zur Verfügung, als vor der Einnahme des Betablockers. Dadurch steigt der Blutdruck wieder an.
Deshalb müssen Betablocker ausgeschlichen werden: die Dosis muss langsam reduziert oder die Zeitspanne zwischen den Einnahmen vergrößert werden.
Teil 9:
Weil 9:
Die Menge an L-Thyroxin, die eingenommen wird, ist sehr gering. Die geringste Dosis beträgt gerade mal 25 µg, das sind 0,025 mg.
Die Aufnahme des L-Thyroxins wird durch verschiedene Kationen gehemmt, wie zum Beispiel Calcium, Eisen und Aluminium.
In der Milch ist Calcium enthalten. Wird kurz nach der Einnahme von L-Thyroxin ein Kaffee mit Milch getrunken, verhindert das Calcium der Milch die vollständige Aufnahme des Medikaments. Trinken man also jeden Tag nach der Einnahme der L-Thyroxin-Tabletten einen Milchkaffee, dann wird jeden Tag eine geringere Menge des Schilddrüsenhormons aufgenommen als eigentlich beabsichtigt. Sind die Werte trotzdem in Ordnung, dann liegt das daran, dass der Arzt einen auf die falsche Einnahme eingestellt hat.
Wurde nur der erste Teil meines Tweets gelesen, aber nicht der zweite, dann möchte man es ab jetzt vielleicht richtig machen und lässt von nun an den Milchkaffee weg, aber damit macht man es dann doch auch nur wieder falsch.
Denn verzichtet man plötzlich auf den Kaffee mit Milch, nimmt man nicht mehr eine reduzierte Menge L-Thyroxin auf, sondern die volle Dosis. Also mehr als eigentlich benötigt wird.
Deshalb sollte man immer mit seinem Arzt darüber sprechen, wenn man das L-Thyroxin bisher falsch eingenommen hat, woraufhin er die Dosis dementsprechend anpassen wird.
L-Thyroxin befindet sich seit 2014 auf der Substitutionsausschlussliste, das heißt, der Arzt braucht “aut-idem” nicht mehr auszuschließen und kein Kreuz mehr zu setzen. Man bekommen immer das von ihm verordnete Präparat.
Da, wie bereits erwähnt, der Wirkstoffgehalt bei L-Thyroxin gering ist, sollte man während der Therapie nicht einfach den Hersteller wechseln — es sei denn, man bekommt Tabletten einer anderen Stärke verordnet. In diesem Fall spielt es keine Rolle.
Außerdem sollten die Tabletten nicht geteilt werden. Es sei denn, es ist die einzige Möglichkeit.
Die Tabletten dürfen zwar meistens geteilt werden, doch sie sind so klein, dass es schwierig ist, zwei exakt gleich große Hälften zu erhalten. Außerdem entstehen meistens Krümel, die genauso Wirkstoff enthalten. Durch das Teilen der Tabletten ist also nicht gewährleistet, dass man jeden Tag die selbe Dosis einnimmt.
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Danke für stilistische und orthographische Korrekturvorschläge der ersten Version an Dr. Ulrike Koock alias Schwesterfraudoktor.
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