Berlin - Die deutsche Immobilienwirtschaft rechnet mit einem deutlichen Mehrbedarf an Wohnungen für ukrainische Geflüchtete. Wie aus einer Studie des Forschungsinstituts Empirica im Auftrag des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) hervorgeht, könnten kurzfristig bis zu 500.000 zusätzliche Wohnungen benötigt werden, berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

In der Studie werden drei Szenarien durchgerechnet. Im günstigsten Fall würden 310.000 Flüchtlinge nach Deutschland kommen, dann läge der Wohnungsbedarf bei 50.000 Wohnungen. Bei 810.000 Flüchtlingen läge der Bedarf bei 140.000 Wohnungen, bei 1,23 Millionen Flüchtlingen bei 500.000 Wohnungen. Allerdings müssten nicht alle Wohnungen neu gebaut werden. "Viele werden dorthin gehen, wo bereits Ukrainer leben. Das wäre neben den Metropolen etwa Mecklenburg-Vorpommern, aber auch in Brandenburg und Teilen Sachsen-Anhalts der Fall - und damit in Gebieten, in denen es einen hohen Leerstand gibt", sagte Studienautor Harald Simons den Funke-Zeitungen. Da die Ukrainer vom ersten Tag an arbeiten gehen könnten, rät Simons von Bau von Container-Flüchtlingsheimen ab: "Entsprechend werden viele schnell ein Einkommen erzielen und dann auf dem regulären Wohnungsmarkt vor allem Mittelklasse-Wohnungen suchen." ZIA-Präsident Andreas Mattner forderte die Kommunen zu einer Kooperation auf.

"Wir brauchen grünes Licht für Erleichterungen in sämtliche Phasen des Wohnungsbaus", sagte Mattner. Man habe nur wenig Zeit. Der Präsident des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten, forderte die Bundesregierung auf, angesichts der zusätzlichen Belastungen auf dem Wohnungsmarkt zu helfen. "Der Ukraine-Krieg wird den Wohnraummangel kurzfristig noch verschärfen", sagte Siebenkotten den Funke-Zeitungen.

"Die Bundesregierung sollte im Bestand Mieterhöhungsgrenzen einführen, die dafür sorgen, dass die Miete um nicht mehr als zwei Prozent pro Jahr steigen darf. Sie sollte auch bei der Mietpreisbremse nachschärfen, die Ausnahmeregelungen verringern und die Einhaltung der Mietpreisbremse aktiv kontrollieren", mahnte Siebenkotten. Um die Wohnungsnot zu lindern, sollten zudem leerstehende Büroräume in Wohnungen umgewandelt werden, schlug Siebenkotten vor. "Aber auch Flächen, die perspektivisch für den Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern ausgewiesen werden sollen, lassen sich für Unterkünfte zwischennutzen", sagte der Mieterbundspräsident.

Würde die Bundesregierung ihre selbstgesteckten Ziele von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr, darunter 100.000 Sozialwohnungen, erfüllen, sei bereits viel erreicht, sagte Siebenkotten. Allerdings seien die im Haushalt vorgesehenen Mittel dafür zu gering. "So wird sie vielleicht anstatt 30.000 Sozialwohnungen pro Jahr wie bisher künftig 50.000 Sozialwohnungen pro Jahr schaffen können. Das Ziel von 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr gerät so aber in weite Ferne", sagte Siebenkotten.

Der Bund will nach Angaben zur vorläufigen Haushaltsplanung für den sozialen Wohnungsbau in diesem Jahr 2 Milliarden Euro an Finanzhilfen den Ländern zur Verfügung stellen. Bis 2025 soll der Betrag jährlich um eine halbe Milliarde auf dann 3,5 Milliarden Euro steigen.

Foto: Licht in Wohnungen (über dts Nachrichtenagentur)

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