Berlin - Kurz vor der Bundestagsentscheidung zu einer Ausweitung der kurzfristigen Beschäftigung von Saisonarbeitskräften in der Landwirtschaft warnen die Gewerkschaften vor einem erneuten Corona-Ausbrüchen unter ausländischen Erntehelfern. Das berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Die Ausnahmeregelung bedeute "ein weiteres Jahr mit unhaltbaren Zuständen, schlechten Unterkünften und hohem Corona-Infektionsrisiko für Erntehelfer", sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel den Funke-Zeitungen. Abgeordnete, die jetzt dafür stimmten, dass Saisonbeschäftigte in der Corona-Pandemie für vier Monate ohne Kranken- und Sozialversicherung arbeiteten, machten den Weg frei für derartige Arbeitsbedingungen. Der Bundestag will am späten Donnerstagabend abschließend über eine Ausweitung der kurzfristigen Beschäftigung von 70 auf 102 Tage beraten. Wegen der Corona-Pandemie sollen Agrarbetriebe auch in diesem Jahr Erntehelfer aus dem Ausland gut drei Monate beschäftigen dürfen, ohne für sie Sozialversicherungsabgaben zahlen zu müssen.

Die Regierung argumentiert, mit der Regelung würden häufiger Personalwechsel und Mobilität in der Pandemie begrenzt. Piel bezeichnete das Vorhaben dagegen als "sozialpolitisches Desaster". Es komme zu einer "beispiellosen Aushöhlung des Sozialstaats". Die Bundesregierung sei vor der Landwirtschaftslobby eingeknickt.

Piel forderte, die Regelung der kurzfristigen Beschäftigung ohne Sozialversicherung muss wieder auf Schüler und Studenten eingegrenzt und auf die ursprüngliche Zeitspanne von maximal 50 Tagen im Kalenderjahr begrenzt werden.

Foto: Bauer auf Traktor (über dts Nachrichtenagentur)

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