Berlin - Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hält die Einführung des digitalen Euro für folgerichtig in einer zunehmend digitalen Welt. Werde dieses Projekt richtig konzipiert, bringe es allen Beteiligten, auch den Bürgern, Vorteile, sagte er der "Passauer Neuen Presse" (Donnerstagsausgabe).

"Mit dem digitalen Euro werden sehr viel schnellere und billigere Transaktionen möglich", so Fratzscher. Seine Position ist eindeutig: "Wir brauchen den digitalen Euro, weil der Zahlungsverkehr immer stärker auf digitalem Wege abgewickelt wird." Den Banken allerdings drohe die Verliererrolle, weil dadurch deren Geschäftskonzept unter Druck geraten könnte, sagte er. "Das Finanzsystem wird sich durch digitale Währungen grundlegend verändern. Zwischengeschaltete Institutionen, wie die Banken, verlieren dabei an Bedeutung." Gerade die deutschen Kreditinstitute müssten große Sorge haben. "Denn ihr klassisches Geschäftsmodell, kurzfristiges Geld der Sparerinnen und Sparer zum Teil längerfristig Unternehmen als Kredite zu gewähren, gerät damit in Gefahr. Mit dem digitalen Euro brauchen die Menschen eigentlich kein Konto mehr bei der Bank, sondern bei der Zentralbank, und können darauf jederzeit digital zugreifen." Die Macht der EZB würde durch den digitalen Euro zunehmen, so Fratzscher: "Er gäbe ihr einen sehr viel direkteren Einfluss, eine direktere Kontrolle über die Geldschöpfung." Ein digitaler Euro würde der EZB mehr Möglichkeiten geben, um ihre Geldpolitik effektiver umzusetzen. "So gesehen würde er sie stärken." Bargeld werde früher oder später keine Rolle mehr spielen, prognostiziert der DIW-Präsident zudem - und dies mit oder ohne digitalen Euro.

"Warum brauche ich noch Münzen und Scheine, wenn ich alles bequem mit dem Handy bezahlen kann", so Fratzscher.

Foto: Euromünze (über dts Nachrichtenagentur)

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