Berlin - Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hält die stark gestiegenen Gaspreise für ein hausgemachtes Problem. Deutschland habe sich zu stark von russischem Gas abhängig gemacht und gleichzeitig den Ausbau erneuerbarer Energien nicht schnell genug vorangetrieben, sagte DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert dem Sender Phoenix.

"Wir könnten leicht aus so einem Zangengriff heraus, indem wir die erneuerbaren Energien sehr schnell ausbauen und weniger fossiles Erdgas nutzen." Dies sei auch wichtig, um perspektivisch die Pariser Klimaziele zu erfüllen. "Der Erdgasbedarf muss tendenziell zurückgehen und je schneller wir im Land die erneuerbaren Energien ausbauen, desto unabhängiger machen wir uns von einer solchen Zwickmühle oder von Konflikten, die da sind." Auf russischer Seite sieht die Energieexpertin ein klares Interesse an einer Verknappung der Gaslieferungen.

"Russland schürt selbst den Eindruck, dass es mehr Gas liefern könnte, wenn es wollte. Es wurde gesagt, dass mit Inbetriebnahme von Nord Stream 2 mehr Gas nach Europa fließen könnte." Das lasse den Eindruck entstehen, dass man die Preise auf dem europäischen Erdgasmarkt künstlich hochtreiben wolle, um zumindest den Druck zu erhöhen, dass Nord Stream 2 rasch fertiggestellt werde, so Kemfert. Durch energetische Gebäudesanierung, mehr Ökostrom und eine Energiewende könnten perspektivisch auch die Haushalte entlastet werden, in der Umbruchphase müsse man diese durch eine Klimaprämie entlasten, fordert die Wissenschaftlerin.

"Wenn es jetzt sehr starke Preissprünge gibt, empfehlen wir schon seit längerem, eine Pro-Kopf-Klimaprämie an die Haushalte auszuzahlen, damit man auch diese Wohnlasten, die durch den Umstieg entstehen, etwas abpuffern kann", sagte Kemfert.

Foto: Gaskartusche (über dts Nachrichtenagentur)

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