Berlin - Die Bundesregierung will aufgrund der anstehenden Verschärfung der Klimaziele durch die EU nicht mehr über Zwangsladepausen für Elektroautos entscheiden. Das Problem der sogenannten Spitzenglättung wird auf die nächste Legislaturperiode vertagt, berichtet die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen.

"Die Frage der effizienten Einbindung flexibler Stromverbraucher in das Stromsystem ist angesichts der neuen nationalen Klimaziele, die einen sehr viel schnelleren Umbau der Energieversorgung erfordern, neu zu diskutieren", antwortete das Bundeswirtschaftsministerium auf eine Anfrage des Vizefraktionschefs der Grünen im Bundestag, Oliver Krischer. "Berücksichtigt werden sollten dann auch die von der EU-Kommission in Kürze zu erwartenden Rechtsetzungsvorschläge zum Green Deal." Im Januar hatte das Bundeswirtschaftsministerium von Peter Altmaier (CDU) einen Entwurf für die Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes zurückgezogen, der Zwangsladepausen für Elektroautos und Wärmepumpen vorsah. Die Energiewirtschaft hält eine solche Regelung zur Glättung von Nachfragespitzen für nötig, um die Ausbaukosten für die Stromnetze niedrig zu halten. Die Autoindustrie fürchtet hingegen, dss Elektroautokäufer abgeschreckt werden. "Die sehr einflussreichen Verbände für Energie und Automobile haben sich mit sehr unterschiedlichen Interessen aufgestellt und dringen auf eine politische Weichenstellung", sagte Krischer. "Und was macht Schiedsrichter Peter Altmaier? Er läuft vom Feld und überlässt die Richtungsentscheidung der nächsten Bundesregierung, obwohl hier eine Regelung schon vor drei Jahren gefragt gewesen wäre." Statt der Ladepausen hätten variable Stromtarife eingeführt werden müssen. Dann würden Elektroautos nachts geladen, wenn Strom vorhanden und damit günstiger sei. Krischer kritisierte: "Dass sich ein Wirtschaftsminister der CDU einem Marktpreismodell verweigert, findet man auch nicht alle Tage."

Foto: E-Auto-Ladestation (über dts Nachrichtenagentur)

Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?

Dann unterstütze dts Nachrichtenagentur jetzt direkt: