Berlin - Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) fordert einen Notkrisenfonds gegen den Hunger in der Welt, den die Industrieländer mit zehn Milliarden Dollar füllen sollen. "120 Millionen Menschen fallen durch Covid-19 zusätzlich in Hunger und Armut", sagte er dem "Handelsblatt" (Dienstagausgabe).

Eigentlich müsste der Kampf gegen den Hunger "das globale Top-Thema Nummer eins sein". Täglich würden 15.000 Kinder daran sterben. Es sei ein Skandal, dass das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen mit 50 Prozent unterfinanziert sei und ein Defizit von acht Milliarden Dollar habe. "Wir können nicht jedes Jahr warten, bis wir die Fernsehbilder von Hungerkatastrophen sehen, um dann zu reagieren."

Von Europa verlangt Müller mehr Einsatz: "Wir dürfen nicht glauben, dass wir uns in Europa einfach vor den Weltproblemen abschotten können." Es gebe Länder in Europa, die ihre Gelder für Entwicklungszusammenarbeit um 30 Prozent reduzieren, auch die EU habe ihre Mittel gekürzt. "Das ist inakzeptabel. Der Kampf gegen Hunger ist auch Friedenspolitik."

Von den Unternehmen in Europa und Deutschland fordert Müller mehr Mut bei Investitionen in Entwicklungsländern: "Afrika ist der Weltmarkt der Zukunft." In den nächsten zehn Jahren werde dort so viel gebaut wie von "Madrid bis Moskau in den letzten hundert Jahren". Die Europäische Investitionsbank fordert Müller auf, ihr Außenhandeln zu verstärken und neue Instrumente für Investoren anzubieten: "Europa muss viel internationaler denken und handeln." Man verabschiede sich sonst selbst aus vielen Teilen der Welt.

Mit China sieht er keine Konkurrenz - sondern die Chance "für ein starkes Miteinander, insbesondere mit der deutschen Wirtschaft".

Foto: Kinder in einem Slum (über dts Nachrichtenagentur)

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